Eine Lernplattform wählen

Annabell Lorenz beschreibt in einem beinahe romanhaft spannenden Artikel (Lorenz, A. (2009),Call me tender“; in: Dittler & al. 2009, S.291-307) die Umstellung der zentralen E-Learning-Systems an der Universität Wien.

Die Uni Wien (rund 72’000 Studierende und 6’200 Lehrende) wählte 2004 bei der Umsetzung des betreffenden Strategieprojekts das LMS WebCT. Eine ganze Reihe von Gründen, vor allem die fehlende Transparenz des Systems verbunden mit dem mangelhaften Support durch die Hersteller nach der Fusion mit Blackboard, dem Marktführer in den englischsprachigen Ländern, bewogen die Universitätsleitung zum keineswegs risikoarmen Schritt des Wechsels der zentralen Lernplattform.

Bereits 2007 hatte sich Moodle als Parallelsystem einzunisten begonnen – nicht zuletzt, weil man Blackboard nicht mehr traute. Durch die mehrjährige Erfahrung wussten nun die LMS-Projektverantwortlichen, was sie wollten – und was sie nicht wollten.   Weiterlesen

LMS – LEHRplattform oder LERNplattform ?

Ein LMS ist vom Wort eindeutig her eine Lernplattform. Aber eigentlich handelt es sich meistens um eine Zurverfügungstellung von Materialien für die Lernenden, bestenfalls  didaktisch sorgsam arrangiert. Wir haben also eine Plattform der Lehrenden, nicht der Lernenden. Dieser Mangel ist zwar bekannt, aber wiederspiegelt wohl auch die vorherrschende Form des Unterrichts.

Der Web 2.0-Hype mit dem Produser als Akteur hat nun die Hoffnung geschürt, dass Lehrplattformen sich wirklich in Richtung Lernplattformen bewegen könnten.

Gedankenanstoss: Kerres, M., Ojstersek, N., Preussler, A. und Stratmann, J. (2009), „E-Larning-Umgebung in der Hochschule: Lehrplattformen und persönliche Lernumgebungen“; in: Dittler & al. 2009, S. 101-115.

Ähnlich wie Michael Feldstein fordern die Autoren, dass die Lernenden ein Lernportal antreffen sollten, das ihnen

  • im Sinne des traditionellen LMS Materialien zur Verfügung stellt, seien das proprietäre, extern gehostete oder irgendwo im Internet befindliche.
  • Anleitung zur Strukturierung der Lernprozesse gibt und passende Methoden anbietet.
  • Lernmaterialien aus dem Web dynamisch anbietet (Feeds, XML-Content).
  • auf demselben Weg Lernmaterialien dynamisch ins PLE exportiert (z.B. auf’s Handy u. dgl.).
  • soziale Prozesse und Kommunikationsmittel unterstützt.
  • Überprüfungsmethoden des Lernfortschritts bietet.
  • Lernprozesse nachvollziehbar und transparent dokumentiert (E-Portfolio).

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Das Paradoxon der Didaktik und Pädagogik

Eigentlich ist es das Paradoxon der Entwicklung des Menschen an sich, wie es sich in der Erziehung und im „Lernmanagement“ ständig zeigt.

Gedankenstütze: Kleimann, Bernd (2009), „Technologiedefizite technologiebasierter Lehre ?„, in: Dittler & al. 2009, S.71-89.

Worin besteht das Paradoxon ?     Weiterlesen

Wissensbilanzierung

Gedanken und Notizen bei der Lektüre der folgenden Dokumentation:

Alwert, K., Bornemann, M. & Will, M. (2008), „Wissensbilanz – Made in Germany“, Dokumentation Nr. 574 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.

Bedeutung der Wissensbilanzierung

Die Bilanzierung des Wissens, oder intellektuellen Kapitals wie es auch genannt wird, wird zu einem wichtigen Instrument der Steuerung einer wissensbasierten Unternehmung. Finanzielle und andere materielle Bilanzen sind zwar ein Gradmesser für die finanzielle Situation und Perspektive, aber eben nicht mehr als das.

Wie können Wissen, Erfahrung und Kreativität der Mitarbeitenden, Prozessqualität, geistiges Eigentum, Kundenbeziehungen usw. bilanziert werden, um im Management Review die richtige Strategie für die Zukunft zu finden ?

Für KMUs, die Kredite oder allgemein Fremdkapital benötigen, kann es angesichts der immer restriktiveren Vergabepolitik der Banken entscheidend sein, neben den vielleicht bescheidenen finanziellen Bilanzen ihre immateriellen Werte vorlegen zu können. Und wer weiss, vielleicht lernen das sogar die Börsenanalysten. Weiterlesen

Wissen bewahren

Referenz: Schütt, Peter (2009), „Erfahrung sichern: Vom Dokumenten- zum Wissensmanagement„, in Wissensmanagement 2009/03, S. 39-41.

Wo steckt das wichtige Wissen? In den Köpfen der Mitarbeitenden!

Wie kann dieses stille Wissen bewahrt werden?

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Atizo – open innovation

GehirnEin spannender Ansatz, das „kollektive Gehirn“ im Web für die Innovation zu nutzen. Institutionen setzen eine Aufgabe/Frage in die Plattform. Die User können Ideen generieren, bewerten und weiterentwickeln. Die Institution wählt dann die aus ihrer Sicht besten Ideen aus und schüttet eine (kleine) Prämie aus. Non-Profit-Unternehmen müssen nichts ausschütten. Die User können zusätzlich noch Punkte sammeln.

Wie viele andere Web 2.0-Anwendungen ist das nicht ein Ausdruck von Philanthropie von Seiten der Unternehmen sondern knallhart kalkuliert. Die User sind scharf daraus, ihre Ideen zu publizieren und dafür eventuell noch Lob und eine kleine Prämie einzuheimsen. Die Unternehmen erhalten für den Preis eines kleinen Kick-Off-Meetings ausgearbeitete Ideen und Innovationshilfen, für welche sonst hochkarätige Projektteams viel Zeit (und damit viel Lohnkosten) verbuttern.

Aus der Sicht des „wertfreien“ Wissensmanagements ist das natürlich eine ideale Form der Wissensarbeit, in welcher durch Kollaboration ein enormer Mehrwert erzeugt wird.

Zur Website von Atizo >>

Social Networks, Social Media

Referenz: Weiss, M. (2009) „Die 2 Klassen von Social Networks“, 9.6.09 netzwertig.com

Weiss versucht eine systematische Unterteilung und Charkterisierung der verschiedenen Web 2.0-Tools vorzunehmen, die der Vernetzung der User dienen sollen. Die beiden Kategorien bezeichnet Weiss als Kommunikationsnetzwerke und Publikationsnetzwerke. Obwohl diese Kategorisierung gut charakterisiert ist, gibt es auch wichtige Mischformen. Über die Nutzung dieser Netzwerk-Tools liegen mittlerweile verschiedene Untersuchungen vor allem für junge Menschen vor [1] [2Weiterlesen

schulplattform.ch

WSP — Unter diesem Namen bietet sich eine Web-basierte, von IBM gesponserte Lernplattform an, die wie der Name sagt, sich nicht nur als Lern- sondern auch als umfassende Schulplattform versteht. Mehr Info >>hier

Auf den ersten Blick positiv aufgefallen:

  • Das Lernmanagementsystem geht von Kompetenzrastern aus. Um diese Kompetenzraster herum wird die ganze Lernumgebung einschliesslich der Leistungsstandkontrolle aufgebaut. Ein interessanter Ansatz, der meiner Auffassung von Bildung und Ausbildung wesentlich näher kommt als der sonst übliche Klassen-orientierte Aufbau.
  • Wichtige administrative Belange wie Absenzenkontrolle und Agenda sind in den Desktop der Lehrpersonen eingebaut.
  • Ein umfassendes Monitoring der Lernforschritte und des Leistungsstandes der Lernenden verbindet alle beteiligten Lehrpersonen.
  • Lern-Module werden mit einem DMS bewirtschaftet, das sogar eine explizite Freigabe verlangt.

Auf den ersten Blick negativ aufgefallen:

  • Schule wird als abgeschottetes, durchorganisiertes System verstanden, das bezüglich Interaktivität sehr konservativ funktioniert.
  • „Social Web“-Module sind nicht erkennbar. Insbesondere haben die Lernenden nur eine passive Rolle. Kommunikation nur über Einweg-Medien.
  • Der Personalisierung der Arbeitsumgebung scheinen enge Grenzen gesetzt.
  • Ein Bekenntnis zur offenen Entwicklung der Plattform ist nicht erkennbar (auch nicht semi-open source).

Informationsvormittag am 18. Juni 2009 im IBM-Zentrum Zürich-Altstetten.

Von dieser Veranstaltung erhoffe ich mir insbesondere mehr Information zu den Möglichkeiten der Einbindung bestehender Applikationen, Freiheit in der Verwendung von Dateiformaten und zeitgemässen Mashup-Möglichkeiten.


Qualitative Veränderungen im Lern-Web

Tabelle entstanden nach einem Vortrag
von M.Höllen, 2007
Projektleiter IT works
Original-Weblink habe ich leider verloren.
Siehe: Schulen ans Netz.
traditionell in Entwicklung
Lern-Plattform im Web. Lern-Portal als Zugang zum Web
(Mash-Ups).
Content-Inseln. Content-Communities.
Lern-Angebote zur Nutzung. Lern-Angebote zur Mitwirkung.
Spezielle Tools mit viel
Schulungsaufwand.
Einbindung gewohnter Tools
in Arbeitsumgebung.
Immer wieder neue Tools. Bestehende Tools werden
aufgewertet (Einbindung).
Feedback als Ausnahme. verschiedene Feedback-Formen
als Regelfall.
Vorgegebene Arbeitsumgebung. Persönlich konfigurierbare
Arbeitsumgebung.
Communities (Klassen,
Kurse) werden gebildet.
Communities bilden sich. 
Zusammenarbeit unter
Usern eingeschränkt.
Verschiedene Tools für
Zusammenarbeit.
Aufbau nach administrativen Organisationseinheiten (Klassen usw.). Aufbau nach Inhalt
und Interessen (Zielen).
Lernstoff-Listen. E-Portfolios (Kompetenzen).
Manuelle Link-Listen. Social Bookmarking.
Websiten (be)suchen,
statisch verlinken.
Feeds (RSS).
Metadaten fehlend oder unflexibel
(Schlagworte).
Metadaten mit eigenen Tags und social tagging erweiterbar.
Medien lokal. Medien teilen (sharing).
Dateiformat-Barrieren. Anwender-Software im Web;
Dateiconverter im Web.
Physische Präsenz. Mobilität.


Handbuch der neuen Technologien für das Lernen

Die kanadische Universität von Manitoba hat ein „Handbook of Emerging Technologies for Learning“ herausgegeben, das in der Form eines Wikis (mit beschränkter Autorenschaft natürlich) vorliegt. Die Universität nutzt übrigens Drupal als CMS.

Diagonal durch die Wiki-Website gesurft:
Eine Fülle von Definitionen, Beschreibungen, gut verständlichen Grafiken zum Thema Lernen mit neuen Medien. Besonderes Augenmerk gilt für einmal den beteiligten Menschen (den echten, nicht den virtuellen).

Mehr darüber vielleicht später einmal …

Lean LAN

Quelle:
Rüddigkeit, Volker & Schlagbauer, Georg (2006)
„Das Lean-LAN – zeitgemässe Netzwerke in Schulen!“ auf der Lean-LAN-Website.

Die Autoren plädieren in ihrem Artikel dafür, Schul-Netzwerke Web-basiert aufzubauen und interne Netzwerke samt Server abzuschalten.

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Open Source für Wissensmanagement

Vorbemerkung: „Wissensmanagement“ ist hier in meinem Beitrag sehr allgemein gefasst und umfasst undifferenziert ECM (enterprise content management), DMS (document management), LMS (learn management) usw.

Mir fällt auf, dass open source-Systeme immer leistungsfähiger und aktueller werden. Sie werden so leistungsfähig, dass sie nach einem kommerziellen Anbieter rufen, der den Usern bei der Einrichtung hilft. Aus der open source-Software wird also eine „semi open source“-Software.

Jörg Dennis Krüger schrieb dazu in seinem Blog-Artikel:

„Open Source ist zudem nur sinnvoll, wenn es gute Community gibt. …. Wenn jedoch keine/kaum Community verfügbar ist, ist Open Source Software – größtenteils – nicht mehr als ein “Lockangebot” zur Nutzung der Beratungs- und Programmierleistungen des Softwareherstellers/Programmierers.“

Wo ein Anbieter allerdings eng mit den Hauptverantwortlichen für die Code-Entwicklung zusammenarbeitet und sich verantwortlich fühlt, Updates zur Verfügung zu stellen, die von der Community erstellte und akzeptierte Erweiterung enthalten, macht das Angebot auch Sinn. Denn wo sind in einer Unternehmung schon die Ressourcen, ständig an einer open source-Software herumzubasteln oder den Überblick über die von der Community bereitgestellten Erweiterungen zu behalten? Als Privater kann man das tun, sein Joomla! oder Moodle liebevoll selber anpassen und permanent umbauen, mache ich übrigens auch. Aber wenn Produktivität gefragt ist, sind meine Kernkompetenzen gefragt, die nicht im IT-Entwickler-Bereich liegen.

Und die „closed source“-Applikationen? Da muss ein Unternehmen schon gewaltigen Mehrwert damit generieren können, bis es sich wirklich lohnt, seine Seele einem grossen kommerziellen Anbieter zu verkaufen. Und die Gefahr, dass sich die Organisation der Software anpassen muss und nicht umgekehrt, ist auch grösser.

Olat

OLAT (Online Learning and Training) wurde massgeblich von der Universität Zürich (mit)entwickelt und dort natürlich auch eingesetzt. Es ist grundsätzlich eine Open source-Applikation, die aber auch über kommerzielle Anbieter bezogen werden kann, die spezifische Anpassungen, Hosting usw. übernehmen. Ein solcher Anbieter ist in der Schweiz Frentix.

OLAT scheint bisher vor allem an Universitäten und Fachhochschulen Fuss gefasst zu haben. Möglicherweise ist seine Orientierung an Kursen dafür verantwortlich. Also geradezu gemacht auch für Weiterbildungsinstitutionen. Andere Plattformen wie Fronter versuchen ja eher eine Schulstruktur mit Klassen und Schulräumen abzubilden.

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E-Learning an der Uni Wien

Aus Anlass der Migration (Transformation ?) des LMS der Universität Wien ist beim Waxmann-Verlag eine Publikation erschienen, die verschiedenste Aspekte des E-Learning (nicht nur an Universitäten) wie auch konkrete Fragestellungen der Uni Wien diskutiert:

Dittler, U., Krameritsch, J., Nistor, N., Schwarz, C. und Thillosen, A. (Editors)

E-Learning: Eine Zwischenbilanz

= Medien in der Wissenschaft Band 50.
Waxmann 2009