Wissensmanagement adee

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Wissensmanagement adee …. nicht ganz so eng ist das gemeint. Denn mit Wissen umgehen bleibt ein zentrales Thema für mich.

Aber infolge veränderter Prioritäten im Erwerbsleben und daneben wird der Schwerpunkt „Teilen von Informationen – Aufbau von Wissen – Lernen“ aufgegeben. Vielleicht schlagen sich die neuen Prioritäten in diesem Blog nieder. Vielleicht läuft er aber aus, bleibt noch etwas als Archiv bestehen und verschwindet dann ganz.

c.u. Urs

passiv oder rezeptiv ?

Im Zusammenhang mit der Web 2.0-Diskussion werden oft Benützer-Aktivitäten wie Lesen, Anschauen, Hören als passiv bezeichnet. Aktivitäten wie Kommentieren, Verfassen gelten als produktiv (→ Produser).

Gabi Reinmann plädiert dafür statt des Begriffs passiv den Begriff rezeptiv zu verwenden.

Ich sehe das auch so: Passiv hat überdies in der Bildungsdiskussion einen pejorativen Klang. Rezeptive Aktivitäten sind neurobiologisch und psychologisch gesehen alles andere als passives Verhalten, beinhalten sie doch sensorische und kognitive Anstrengungen und die Verarbeitung der mentalen Reaktionen.

Komplexe Systeme können wir nicht „wissen“

Damit will ich sagen: Unser Wissen über komplexe Systeme ist immer sehr unvollständig. Komplexe Systeme sind nicht einfach experimentell erschliessbar, weil die Modelle, welche (äussere) Ursache und Wirkung beschreiben die vielfältigen Interaktionen im inneren des Systems nicht abzubilden vermögen. Theoretische Modellrechnungen sind trotz Supercomputer nur so gut wie die zugrundeliegenden Modelle.

Beim Aufbau eines Wissensmanagements in einer Unternehmung geht es normalerweise darum, bestehende Wissensmanagementabläufe zu optimieren, nicht um etwas „from scratch“ zu kreieren. Dabei muss man sich bewusst sein, dass man vor einem komplexen System steht: Die grossen Bemühungen einer Geschäftsleitung um die Verbesserung kultureller Faktoren (z.B. Fehlerkultur, Wissensweitergabe usw.) scheitern an der stabilen Selbstorganisation des bestehenden Systems. Datenmanagement, genial und mit teurer Software vom „chief knowledge officer“ ins System geworfen, läuft harzig, da natürlich schon „bewährte“ Systeme dafür existieren, welche durch Selbstorganisation der Beteiligten entstanden sind.

Aus einem Interview mit Prof. Dirk Helbing von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ), publiziert in ETH GLOBE 2009/3, p. 14-15:

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Wissenssuche

Bei der Suche nach wissensaufbauender Information im Internet kommt man nicht an den sogenannten Suchmaschinen vorbei, mit „Google“ als Leader und „bing“ als Newcomer..

Die bisherigen Suchmaschinen (einschliesslich Google) haben den Nachteil, dass sie die Suchwörter als reine Zeichenkombinationen betrachten, ohne deren Bedeutung zu berücksichtigen. Logischerweise liefern sie also auch keine Antworten auf die Fragen der Suchenden, sondern nur eine Auswahl von Webseiten, auf denen die Zeichenkombination des Suchwortes irgendwie vorkommt.

burro“ liefert mir also beispielsweise alle spanischen und lateinamerikanischen Seiten zum Thema „Esel“ (und ausserdem zu den Themen mit der übertragenen Bedeutung wie „Sägebock“ oder „Bettwärmergestell“). Dann liefert mir „burro“ alle italienischen Seiten zum Thema „Butter“. Ausserdem gibt es zahlreiche Personen mit dem Vor- oder Nachnamen „Burro“ sowie Gasthäuser, andere Institutionen usw.

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Medienkompetenzen

Im Wissenskreislauf, insbesondere aber für die Beschaffung, Bewertung und Weitergasbe von Wissen sind Medienkompetenzen unabdingbar.

Aktuell ist das Medienkompetenzmodell von Schorb
(Schorb, Bernd (2005), „Medienkompetenz“; in: Hüther, J. & Schorb, B. (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik, Verlag kopaed, S. 257-262).

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Zuvielisationskrankheit

Die vielbeklagte Informationsflut stellt uns immer wieder vor die Frage:

Was muss ich denn wirklich wissen ?

Und: Was muss festgehalten werden ?

Matthias Morgenroth hat sich aus einer allgemein gesellschaftlichen Optik mit dem Thema befasst und mich zu weiteren Gedanken angeregt.

Referenz:
Morgenroth, M. (2009), „Hunger“, Publik-Forum 2009/08, vom 24.04.09, p. 52-55.

Wir leiden unter nicht einfach unter dem Wohlstand sondern unter dem „Zuviel des Guten“. Der Autor schreibt nicht gegen das „Es sich gut gehen lassen“, sondern gegen das „Zuviel“. Worauf ja dann prompt die Klage folgt: „Ich schaff’ es nicht !“

Wo treffen wir die Zuvielisationskrankheit an ?

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Machen und Wissen

Es gibt eine kreisförmige Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen. Wenn man nicht macht was man als notwendig, wenn auch mit persönlichen Unannehmlichkeiten behaftet, erkannt hat, dann kann man irgendwann auch nicht mehr erkennen, was zu machen ist.

Horst-Eberhard Richter (1923-)

Information und Wissen

„We drown in information, but we thurst for knowledge“

Diesen Spruch des US-Autors John Naisbitt können wir wohl alle unterschreiben. Aber was ist denn mit Wissen gemeint? Ich glaube, bewusst oder unbewusst dürsten wir nicht nach dem Wissen, das nichts als die Projektionen unserer Psyche, die Konstruktion unserer verwirrten Gehirne oder das Resultat der Zensur und Manipulation durch Andere ist. Wir dürsten nach der Wahrheit dahinter, die uns allerdings kein Wissensmanagement liefert. Deshalb: darüber nichts weiter auf diesem Blog.

Wissen weitergeben über E-Learning

Quelle: Referat von Schlenker, Lars (2008)
gehalten an der TU Dresden, 17.04.2008

„Wissen“ definiert Schlenker als Summe der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Menschen zur Lösung von Problemen und Aufgaben anwenden.

Unabhängig von der speziellen Definition ist Wissen immer an Personen gebunden, die weder in Raum noch Zeit immer ansprechbar sind. Gehen Leute weg, verliert die Institution auch Wissen, so dass Erfahrungen (auch durch Fehler) immer wieder neu gemacht werden müssen.

Die einzelnen Lehrenden oder allgemein alle, die am Lernen partizipieren, müssen Wissen verwalten, z.B. über einen personalisierten Desktop. Dann muss Wissen geteilt und transparent werden (verschiedene Web 2.0-Tools). Auch das Wissen über die laufende Arbeit kann so dokumentiert werden. Probleme und ihre Lösungen werden zu einer Hilfe für andere. So veröffentlichtes Wissen soll aber auch hinterfragt und bewertet werden. Communities of Practice bilden sich unbestimmte Themen heran.

Gegen Innen: Computer-unterstützte Zusammenarbeit (Collaboration).
Gegen Aussen: Kommunikation und Kollaboration mit Wissensträgern aller Art

Erfahrungen a der TU Dresden:

  • Junge Menschen profitieren mehr von der Arbeit mit Web 2.0-Tools
  • Nur Menschen, die sich ernst genommen und geschätzt fühlen, teilen ihr Wissen mit
  • Ohne Steuerung geht nichts


Mehr Zukunft im Internet

Am  2. Cologne Web Content Forum sprach Michael Granitzer (Bereichsleiter für Knowledge Relationsship Discovery, Know-Center GmbH) unter anderem über die Informationsmengen und deren Bewältigung.

  • 2006 standen jedem Einwohner der Erde ca. 1020 Bytes Informationen zur Verfügung (umgerechnet 6 Tonnen Hardcopies).
  • 2010 rechnet man mit 1021 Bytes pro Einwohner (rein statistisch; faktisch ist das erst noch auf eine kleine Minderheit von Erdenbewohnern konzentriert).

Im Moment sind Computer nur in der Lage, Daten zu verwalten und weiter zu geben. Sie können sie nicht interpretieren und in Zusammenhänge bringen.

Die Herausforderung:
Diese unstrukturierten Informationen müssen aufbereitet und verknüpft werden. Relevantes muss rasch und sicher gefunden werden. Im Web 3.0 geht es also nicht primär um zusätzliche Inhalte. Es geht darum, diese Inhalte mit semantischen Informationen zu erweitern.

Zitat: „Das Web ohne Semantik ist wie ein perfektes Gedächtnis ohne Verständnis.“

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Schwarmintelligenz

Während wir als Individuen mit unserer bisherigen Strategie der Vereinfachung komplizierter Fragestellungen relativ erfolgreich waren, versagen wir vor den komplexen Problemen, deren Reduktion auf einfache Fragestellungen keinen Beitrag zum Verständnis liefert. Wir haben als Einzelne keinen Überblick über die Einflüsse der einzelnen Faktoren auf das Gesamte. Kollektive Intelligenz im weitesten Sinne ist da ein mit viel Hoffnnug verbundener Ansatz.

Das Internet und insbesondere die Web 2.0-Tools haben das Potenzial, Wissen zu „demokratisieren“. Auch wenn mir als „altem Naturwissenschafter“ sich dabei die Rückenhaare kräuseln, wie ich in einem früheren Beitrag ausgeführt habe.

Die Community bestimmt letztlich, was richtig ist. Ein darwinistischer Prozess, könnte man sagen.

In diesen Kontext passt der Begriff der Schwarmintelligenz, zu dem ich bei Beat Döbeli (Donnerstag, 9. April 2009) ein Definition von Peter Kruse gefunden habe:

„Der Begriff „Schwarmintelligenz“ wird von Peter Kruse folgendermassen definiert:

„Schwarmintelligenz ist im Prinzip eine Form der Selbstorganisation, bei der relativ unintelligente einzelne Elemente sich über Regelwerke zu übergreifender Ordnungsbildung vereinen.“

Damit ist aber noch nicht alles über die Qualität dieser Intelligenz ausgesagt. Vor allem nicht, was diese Intelligenz leisten kann. Schwarmintelligenz wäre also eine Art primitive kollektive Intelligenz (das ist nicht wertend gemeint). Als wesentliches Unterscheidungsmerkmal erscheint mir da die Frage, ob die Intelligenz auf ein Entwicklungsziel hinwirkt oder sich mit der Freude des „Kollektiv seins“ begnügt.

Auch da ist natürlich immer die Frage der eigenen, westlich-zentraleuropäischen Werthaltung, was denn wichtig sei und was blosser Zeitvertreib. Siehe auch die Diskussion über Jugend und neue Medien.

SM – KM – Krieg

Nein, keine neue Perversion im Internet, sondern der Versuch von Venkatesh Rao zu begründen, weshalb die Heirat des alten Wissensmanagements mit den Social Media-Teenies nicht recht klappen will.

Für das Verständnis der Analyse von Rao ist vorweg seine „Generationensoziologie“ zu beachten (siehe »).

Der Titel des Original-Artikels von Rao lautet „Social Media vs. Knowledge Management: A Generational War“, publiziert auf dem Enterprise 2.0 Blog.

Rao stellt fest, dass zurzeit noch die Boomers an den Machthebeln der Wirtschaft sitzen, wobei sie allmählich durch die Generation X abgelöst werden.

Wissensmanagement ist ein Kind der Boomer-Generation und als solches tendenziell kopflastig und Werte-orientiert. Klassisches WM ist deshalb immer top-down gedacht und aufgegleist. Experten müssen’s richten und die Software ist eine „Hammer-Alles-in-1″-Lösung. Wissens-Bewahrung ist ein zentrales (konservatives) Anliegen der abtretenden Boomer-Generation.   Weiterlesen

Emergentes Wissen

Referenz: Anna Maria Köck: „Community-Wissen enthält hohes kreatives Potential.“

Auch die Wissensmanagement-Fachleute sind kreativ, wenn es um neue Begriffe geht:

Unter emergentem Wissen versteht die WM-Community (Zitat):

Emergentes Wissen wird oft als neues, unerwartetes, „unkonventionelles“ Wissen bezeichnet, das vorwiegend durch Informationsaustausch in informellen, selbstorganisierenden Netzwerken (innerhalb von Organisationen) erzeugt wird. Emergentes Wissen steht in Zusammenhang mit „Nicht-Routine-Tätigkeiten“ und komplexen Aufgaben, wobei zufällige Begegnungen die Entdeckung neuer Ideen begünstigen können. Neues und emergentes Wissen wird in einem permanenten Problemlösungsprozess im Sinne von „trial and error“ (Versuch und Fehlereliminierung) generiert. Es wird auch als Wissen bezeichnet, das u. a. immer Aspekte nicht antizipierbarer Kreativität beinhaltet.

Soft Factors im Wissensmanagement

Referenz: Specht, R. (2007): „Soft Factors“, p. 31-34.
in: Belliger, A. & Krieger, D. (2007) „Wissensmanagement für KMU“, vdf Zürich.

Specht stellt seine Unterscheidung von Information und Wissen dar. Jeder Autor tut das und ich finde es mittlerweile nicht mehr ermüdend und redundant. So entsteht nämlich genau das, was Specht weiter unten als intersubjektives Wissen bezeichnet, also eine Art Objektivierung subjektiven Wissens. Für mich ist dieser Gedanke des intersubjektiven Wissens sozusagen die philosophische Theorie und Voraussetzung für Web 2.0.

Information entsteht nach Specht dann, wenn Rohdaten zugeordnet, kategorisiert, zu Mustern verbunden werden. Information ist die „höchste“ Form von gespeichertem, dokumentiertem Wissen. Der Begriff „explizites Wissen“ bezeichnet dasselbe.

Wissen wird aufgebaut, wenn Informationen in ihren relevanten Kontext gesetzt und als Basis für Ideenentwicklung, Entscheide und Handlungen verwendet werden. Eigentliches Wissens ist immer personengebunden, nur implizit vorhanden und nur beschränkt explizierbar. In diesem Wissen enthalten sind u.a.

  • Wirklichkeitskonstrukte
  • Denkstrukturen
  • Glaubenssätze
  • Intuitives Wissen

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