Qualität in der Berufsbildung

Notizen von einem Vortrag von W. Bircher, Rektor der Pädagogischen Hochschule Zürich, anlässlich einer SAETO-Veranstaltung am 16.09.08 ( » SAETO an der PHZH):

Durch ein normales QMS gut entwickelbar sind Organisation, Infrastruktur, Dienstleistungen.

Weniger gut kontrollierbar sind Wissensfaktoren wie Kompetenzen des Lehrpersonals und Lern-Kompetenzen der Lernenden. Auf diese Faktoren bauen aber die Studienprogramme implizit auf.

Vollends einem normalen QMS entzieht sich die Kultur.   Weiterlesen

Können statt nur Wissen

Referenz: Preckel, D. (2008) „Nicht nur Wissen, sondern Können!“
Netzwerk 08/1, S.44 – 46

Mit diesem Titel scheint der Autor wieder einmal den alten Graben zwischen Praxis und Theorie vertiefen zu wollen. Der Artikel geht allerdings differenzierter auf das Problem ein, dass Wissen nicht automatisch zu Handlungskompetenz führt.

Er kritisiert zu Recht, dass der Wissensaufbau schon nicht handlungsorientiert dargeboten wird, wenn der Stoff didaktisch geschickt in kleinen, gut verdaulichen, leicht überprüfbaren (und folgenlos vergessbaren) Häppchen kommt, die den Lernenden wenig Möglichkeiten bieten, Wissensaufbau als vollständige Handlung mit Plan-Do-Check-Act zu erleben. Nachher wir das Wissen nicht auf realitätsnahe komplexe Probleme angewendet, die mit konkreten Handlungssituationen wenig zu tun haben.

Als Wissensarbeiter wissen wir, dass Wissen nicht sich in gespeicherter Information erschöpft, sondern eben einen grossen Anteil an nicht als Information Vermittelbarem umfasst: Erfahrungen, Methoden, Umgang mit sozialen Netzwerken, Wissen über den Kontext der aufgenommen Informationen.    Weiterlesen

Wissensmanagement und Qualitätsmanagement

Referenz: Tochtermann, K. & Schachner, W. (2008)  „Knowledge Report: Wissensmanagement im Qualitätsmanagement (Kurzfassung)“, Know-Center GmbH Graz, 2008.

Im ersten Teil des Reports aus Österreich werden Resultate einer Feldforschung bei rund 100 Qualitäts-Praktikern und 20 Q-Experten zu Wissensmanagement gezeigt. Im zweiten Teil folgen Hinweise zur Integration der sich überschneidenden Bereiche von WM und QM, die in der zur Verfügung stehenden Kurzfassung fehlen und deshalb nicht diskutiert werden.

Einige Erkenntnisse aus der Befragung:

  • Wissensmanagement ist wenig in der Strategie verankert.
  • Die aktive Unterstützung von Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeitern ist schwach, weil man denkt, dass die sowieso alles selber können.
  • Für die Qualitätsentwicklung wird Wissen als Schlüsselfaktor erkannt.
  • Für die Qualitätsdatenerhebung wird Wissensmanagement nicht genutzt.
  • Qualitätsentwicklung ist nicht mit Wissensentwicklung verknüpft. Wissensentwicklung wird als fachbezogene Linienaufgabe gesehen.
  • Der Faktor „Mensch“ hat einen höheren Stellenwert im Wissensmanagement als die Technik.
  • Es hängt viel an „Vorantreiben“: Entscheidungsträger, die Ressourcen freigeben. Mitarbeitende, die Pionierleistungen erbringen und andere mitziehen.
  • Humanressourcen werden nicht durch neue Stellen geschaffen, sondern durch (teilweise) Freistellung geeigneter MA für WM-Aufgaben.
  • Von Q-Praktikern wird ein grosses Wissen über das Unternehmen erwartet (Prozesse, Organisation, Schnittstellen und Vision, Business-Position, Strategie). Marketingwissen ist dagegen sekundär.
  • QM ist nicht gleich WM, weil QM primär nach Innen gerichtet ist, WM aber stark mit Aussen vernetzt ist.
  • Wissen ist aus QM-Sicht „in Kontext gebrachte, handlungs- und entscheidungsrelevante Information“.
  • Ausserdem gelten alle bekannten theoretischen und praktischen Aussagen über „Wissen“ auch im QM.

Arbeitsorganisation 2.0

Typisch für zeitgemässe Arbeitsorganisation wäre:

  • Die Aufgabenverwaltung und Arbeitsplanung integriert individuelle Aufgaben, Teamaufgaben und Projektaktivitäten.
  • Analoges gilt für die „Ideenverwaltung“.
  • Banale Informationen wie Adressbücher aus verschiedenen Datenbeständen sind integriert, Redundanzen nicht hinderlich.
  • Informationen können platziert und geholt werden – von allen.
  • Gespeicherte „alte“ Information soll weg vom Tisch, aber im Bedarfsfall trotzdem abrufbar sein.
  • Informationen können über Metadaten vernetzt werden.

Diese Liste von Merkmalen einer veränderten Arbeitsorganisation stellt meine Interpretation der Ansprüche dar, welche die Firma Scheuring mit ihrem Tool „hyper Manager“ zu erfüllen behauptet.

Strategie – keine einsame Führungsaufgabe

Referenz: Volk, H. (2008a): „Was ist strategisches Denken?“
Kolumne im „stellefant“ vom 21.11.08.

Meine weitergesponnenen Gedanken:

Erfahrungswissen ist ein kritischer Punkt in der Strategieentwicklung. Erfahrungswissen bedeutet allerdings verarbeitete Erfahrung, wie sie in einem Management Review entstehen soll.

Weil der Erfahrungsschatz der Mitarbeitenden den Hauptbestandteil des Erfahrungswissens ausmacht, müssen die MA logischerweise auch in die Strategieentwicklung einbezogen werden.

Umgekehrt ist das die Chance, strategische Überlegungen auch zu kommunizieren und letztlich die MA für die Strategie zu gewinnen.

Strategieentwicklung ist nicht nur reine Verstandessache, sondern auch die Intuition, das Herz sind wichtig. Diese Ebene ist auch eine Ebene, um sich mit den MA zu treffen.

Die Strategieentwicklung ist so auch dicht vernetzt mit Wissensmanagement.

KnowledgePlus (IVARIS)

Kombinierte Software für Wissensmanagement einschliesslich E-Learning und Qualitätsentwicklung.
Gesehen an der Worlddidac Basel 2008.

Schweizerische Entwicklung. Relativ neu auf dem Markt. Wirkt sehr professionell. Funktionalität umfassend und, wenn man die Logik begriffen hat, auch gut handhabbar (in der Demo).
Software as a service. Eher teuer, weil auch Lernende als User gerechnet werden.

» Homepage

Collaborative online mind mapping

Immer mehr Zusammenarbeits-Tools erscheinen im Internet. Allerdings nicht alles ganz gratis, aber hoffentlich nicht „umsonst“.

Die Firma MindMeister stellt ein mind mapping – tool ins Netz, das in einer eingeschränkten Form gratis und explizit für das Zusammenarbeiten mit Hilfe von Mind maps gedacht ist. Obwohl als Single user – Version gedacht soll auch die Gratis-Version eine Nutzung einer Map durch mehrere User zulassen (Es wäre ja sonst ein Etikettenschwindel). Ausprobiert habe ich’s noch nicht.

Erfolg eines Unternehmens

Gedanken nach einem Vortrag von J. Thomann von der consys ag im September 2008

Das klassische Kriterium für den Erfolg eines Unternehmens ist aus der Sicht des Qualitätsmanagements die Kundenzufriedenheit. Deshalb hat z.B. in der Norm ISO 9001 das Erfüllen der Kundenanforderungen und der Umgang mit allfälligen Nonkonformitäten einen zentralen Stellenwert.

Heute und in Zukunft sind nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern der gesamte „Stakeholder Value“ entscheidend. Die Kundenzufriedenheit bezieht sich nicht nur auf die Produktqualität sondern auch auf Faktoren wie „Time to Market“ (Produktentwicklungszeit) oder einen gut kommunizierten KVP (kontinuierlicher Verbesserungs- und Entwicklungsprozess).

Für die beiden letztgenannten Faktoren genügt die klassische Prozessqualität nicht mehr; gefragt ist die Qualität der Wissens, bzw. dessen Nutzung im Unternehmen.

Wissen, was drin ist

»Salaam Mullah«, riefen Freunde Mullah Nasrudins im Teehaus, »hast du schon mal ein soo dickes Buch gesehen ? Da steht alles Wissen der Welt drin !« Und sie schwenkten ein wirklich beeindruckendes Werk.

Nasrudin warf einen Blick darauf und sagte: »Na klar, und nicht nur gesehen. Ich besitze es selbst und weiss auch, was es enthält.«

Beeindruckt spendierten die Gäste dem offensichtlich hochgebildeten Mullah ein opulentes Nachtessen.

Am Schluss fragte einer der Gäste schüchtern, was denn nun das Buch überhaupt enthalte.

»Drei gepresste Blumen und einen Brief meines Freundes Omar.«

Nacherzählt aus zwei „Nasruddin“-Bändchen.

Beat Döbeli, der Wissens-Vernetzer

Dank eines Hinweises von Robi Gasser habe ich mich etwas im Biblionetz von Beat Döbeli umgesehen.

Dieses Wissensnetz geht von einer sehr umfangreichen Literaturverabreitung aus, welche in ein Netzwerk von Literaturliste, Textsammlung, Glossar, Personenlexikon, Fragenkatalog-basierter und natürlicher freier Suchmöglichkeit besteht, aus welcher zusätzlich eine Zitatensammlung und diverse Hitlisten generiert wurden.

Natürlich fehlt auch nicht eine gepflegte Linksammlung.

Und natürlich eine Möglichkeit, dass User mithelfen, das Wissensnetz weiter zu entwickeln.

Eigentlich könnte ich mit meinen Blog grad beenden und Euch zu Beat schicken.

Kundenzufriedenheit messen

Referenz: Leicher, R. (2008), KMU-Magazin 2008/3, S.30-33: „Acht Punkte zum Messen der Zufriedenheit von Kunden“

Was wissen wir über die Zufriedenheit von Kunden ?

Wir erhalten regelmässig Rückmeldungen zu unseren Produkten und Wünsche für die Produktentwicklung. Das ist der Job jedes/r Mitabreiter/in, welche Kunden besucht oder sonst Kontakt hat.

Schwieriger ist es, die Zufriedenheit der Kunden mit dem WIE unserer Dienstelistungen zu kennen. Die Gefahr ist, dass wir es erst wissen, wenn’s zu spät ist.

Der Autor R. Leicher nennt 8 Punkte, die ihm in diesem Zusammenhang kritisch erscheinen. Natürlich müssen dien Messkriterien an die Unternehmung angepasst werden.   Weiterlesen

Von Perlen und Warnleuchten

Referenz: Burkhard, T. (2008), KMU-Magazin 2008/3, S.18-21: “Die versteckten Perlen und roten Ampeln im Unternehmen entdecken”

Der Autor stellt ein Diagnose-Verfahren vor, das an EFQM erinnert, um den Managern eines KMU einen Gesamtblick ins Unternehmen zu ermöglichen, ohne “Störung” durch das Tagesgeschäft. Die Auswertung der Resultate ermöglicht strategiebasierte Entscheide (der Autor vermeidet zwar mit Rücksicht auf das KMU-Denken das Reiz-Wort Strategie). Die Selbstbewertung (ggf. gecoacht durch Externe) soll eine Analyse verschiedener Dimensionen ermöglichen, um Stärken, Verbesserungs-Potenziale und kritische Schwächen aufzudecken. Die folgende Grafik habe ich dem Artikel entnommen:

Analysedimensionen  (Quelle: KMU-Magazin 2008/3, S.19)

Analysedimensionen (Quelle: KMU-Magazin 2008/3, S.19)

Google Knol

Referenz: Artikel von P. Baumgartner am 27.07.2008 auf seinem „Gedankensplitter“-Blog:
Googles Knol versus Wikipedia

Im Gegensatz zu Wikipedia weist Google Knol jedem Artikel eine eindeutige Autorenschaft zu.

P. Baumgartner kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die Richtigkeit der Wikipedia-Einträge „demokratisch“ ausgehandelt wird. Man spricht auch von einem NPOV = Neutrale Point Of View Viele Autoren sehen das gerade als Stärke von Wikipedia an. Was aber, wenn ein Experte, der über das meiste und beste Wissen verfügt, sich im Artikel nicht durchsetzen kann?

Ausserdem werden auf diese Weise Widersprüche oder kontroverse Meinungen eingeebnet, was einer weiternetwicklung des Wissens im Wege steht.

Die relative Anonymität der Autorenschaft bei Wikipedia verhindert zudem, den Background der Autoren wahrzunehmen. Zumindest Wissen, welches sehr Kontext-bezogen ist, wird so nicht im Zusammenhang verstehbar.

Ich habe selber auch einen Blick auf Googel Knol geworfen: Im jetzigen Stadium besteht sicher eine grosse Schwäche darin, dass die Artikel wenig vernetzt sind. Es gibt auch keine erkennbare Systematik der Themen. Ich bin gespannt, ob sich das ändert, wenn das Artikelvolumen bei Google Knol einen gewisse kritische Grösse erreicht hat. Möglicherweise spricht Google Knol eine Autorenschaft an, die weniger auf Kooperation aus ist und die Web 2.0-Intentionen gar nicht teilt.

Der Kommentar-Verfasser Michael Dreisz ist der Ansicht, dass Google Knol möglicherweise eine Alternative zu den wissenschaftlichen Fachzeitschriften werden könnte.


Arbeitsplatz-integriertes Lernen

Referenz: Ein Interview von Gisela Granitzer und Tassilo Pellegrini mit Wolfgang Raback, IMC Österreich GmbH.

„Arbeitsplatzintegriertes Lernen bedeutet, den notwendigen Wissenserwerb eines Mitarbeiters mit den konkreten Arbeitsprozessen zu verzahnen. In vielen Situationen macht es heute keinen Sinn mehr, „auf Vorrat“ zu lernen.  …..  Arbeitsplatzintegriertes Lernen trägt damit entscheidend dazu bei, die Nachhaltigkeit und die Effizienz von Schulungsmassnahmen zu steigern und damit Transfersicherung und Return on Investment von Bildungsmassnahmen zu gewährleisten.“

Das Konzept des arbeitsplatzintegrierten Lernens steht in einem gewissen Gegensatz zum Lernen, wie es Professionalisierung erfordert. Professionalisierung bedeutet unter anderem, dass Mitarbeitende über ein Repertoire „Auf Vorrat“ verfügen und in der konkreten Arbeitssituation dann entscheiden, welche Methoden und welches Wissen sie einsetzen. Die Gefahr besteht natürlich daran, dass ein unbrauchbares Repertoire angeeignet wird und allenfalls verfallenes Wissen noch herumgeistert. Weiterlesen