Quelle: Schmidt, J.H. & al. (2009) „Heranwachsen mit dem Social Web“
Kurzfassung des Endberichts für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen
zu einer Studie mit 12-24 jährigen.
Die Studie über den Umgang Jugendlicher und junger Erwachsener mit Social Media erbrachte ähnliche Resultate wie diejenigen in anderen Ländern (z.B. Mizuko Ito)
Die Autoren ziehen – begründet – den Begriff „Social Web“ der Bezeichnung „Web 2.0“ vor.
Die Handlungsfelder, auf welchen junge Menschen üben (und üben müssen) sind
- Identität finden
- Beziehungen managen
- mit Informationen umgehen
Sie lernen, sich in Strukturen zu bewegen, die
- Regeln und Konventionen enthalten (bis zu den AGB des Anbieters),
- mehr oder weniger kontrolliert öffentlich sind
- ihre Web-Aktivitäten durch die Möglichkeit der Applikationen steuern
Trotz des breiten Spektrums der Social Web-Applikationen gibt es auch ein paar immer wiederkehrende Elemente, wie das persönliche User-Profil oder die „Freunde“-Liste sowie die Klassierung des Contents anhand der User-Gruppen (und nicht nach inhaltlichen Kriterien). Damit der Content eine gewisse Vorbereitung findet ist ein extensiver Umgang mit den Metadaten nötig, die ebenfalls öffentlich bewirtschaftet werden.
Die grösste Gruppe unter den Social Web-Usern sind die „routinierten Kontaktpfleger“ die ein grosses Interesse an Kontakten, ein geringes Interesse an Selbstdarstellung und kein Interesse an Produzieren von content haben. Im Vordergrund steht die Pflege der bestehenden Kontaktnetzes und nicht dessen Ausweitung. Bewertung von oder Kommentare zu Beiträgen anderer sind die Aktivitäten der „produktiveren“ User. Häufig ist auch die Austausch von Medien (sharing). Das Produzieren von content beschränkt sich auf eine sehr kleine Gruppe, welche dies auch meist nur in den von den Web-Applikationen eng vorgegebenen Rahmen tut (z.B. Hochladen eines selber aufgenommenen Videos). „Produser“-Verhalten korreliert mit hoher formaler Bildung.
Wer Netzwerk-Plattformen nutzt, achtet auf ein korrekter Profil und die Zugehörigkeit zu den „richtigen“ Gruppen. Beim Beziehungsmanagement zeigt es sich, dass das Internet in der Regel nicht zu Isolation führt. Isoliert ist, wer nicht am Social Web teilnimmt.
Die Informationsbeschaffung beginnt erst, mit dem Übergang in die Berufswelt oder höhere Schulausbildung. Auch bei Social Web-Usern haben die journalistischen Medien immer noch den Vorrang gegenüber Wikipedia & Co.
Negative Erfahrungen gibt es, aber in überraschend geringem Umfang. Am Häufigsten tritt Online – Mobbing auf. Bezüglich Online-Bekanntschaften ist das Sicherheitsbewusstsein gross, ohne dass allerdings genaue Kenntnisse vorhanden sind, wie Gefährdungen zustande kommen. Unterschätzt wird die Gefahr, wie rasch Content über eine Person im Web sich ausbreiten oder für dubiose Machenschaften missbraucht werden kann.
Die meisten sind aber bereit, ein gewisses Risiko auf sich zu nehmen, wenn sie persönliches im Web platzieren. Ähnlich wie Jenkins fordern die Autoren eine Erziehung zu Verantwortungsbewusstsein, für sich und für andere.
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