Innere Kündigung und Wissens- und Qualitätsmanagement

Lukas Bucheli (Uni Fribourg) hat 2005/6 Human Ressources-Leute von insgesamt 193 Unternehmen und Verwaltungen aus der Deutschweiz angeschrieben und über ihre Einschätzung der Situation befragt. HR-Manager in der Deutschweiz schätzen, dass im Schnitt 14% der Angestellten innerlich gekündigt haben.

Bei Befragungen von Linienvorgesetzten (Quelle unbekannt) gingen die Schätzungen bis 50%!  Hartmut Volk, Schweizerische Handelszeitung, 03.10.2006, sagt gar, dass nur 22% der Mitarbeitenden motiviert seien. In anderen europäischen Ländern liege die Motivationsquoten noch tiefer. Eine amerikanische Untersuchung kommt 2008 dagegen auf „nur“ 20% innerlich gekündigte Mitarbeitende (zitiert in Ehin, C., 2009 2)). Da spielen wohl auch die Diagnoseinstrumente und –kriterien eine Rolle.

Aus einer Arbeit von Peter Gross, 1992 1) zur Diagnose von Innerer Kündigung habe ich einige Wissensmanagement-relevante Anzeichen herausgeschrieben:

Gross schreibt: „Wenn ein Mitarbeiter innerlich gekündigt hat, dann

  • hat er kein Interesse mehr an (direkten) Auseinandersetzungen
  • ist er zum Ja-Sager geworden
  • bringt er keine Vorschläge und keine Kritik mehr ein
  • schöpft er seine Kompetenz nicht mehr aus.
  • …..“

Gross erwähnt ferner den „Mangel an (internen) Beschwerden“ als Zeichen der inneren Kündigung.

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Zuvielisationskrankheit

Die vielbeklagte Informationsflut stellt uns immer wieder vor die Frage:

Was muss ich denn wirklich wissen ?

Und: Was muss festgehalten werden ?

Matthias Morgenroth hat sich aus einer allgemein gesellschaftlichen Optik mit dem Thema befasst und mich zu weiteren Gedanken angeregt.

Referenz:
Morgenroth, M. (2009), „Hunger“, Publik-Forum 2009/08, vom 24.04.09, p. 52-55.

Wir leiden unter nicht einfach unter dem Wohlstand sondern unter dem „Zuviel des Guten“. Der Autor schreibt nicht gegen das „Es sich gut gehen lassen“, sondern gegen das „Zuviel“. Worauf ja dann prompt die Klage folgt: „Ich schaff’ es nicht !“

Wo treffen wir die Zuvielisationskrankheit an ?

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Kultur der Partizipation

Jenkins, Henry (2009) „Critical Information Studies For a Participatory Culture“
http://henryjenkins.org/2009/04/what_went_wrong_with_web_20_cr_1.html

Das Web 2.0-Konzept von O’Reilly, mittlerweile 5 Jahre alt, hatte primär die Kunden im Visier. Unternehmen sollten davon profitieren, „die kollektive Intelligenz“ zu nutzen und mit Wissen zu arbeiten, des von interessierten Nutzern der Website erzeugt worden ist. Das würde eine mutige und offene Informationspolitik der Unternehmen voraussetzen.

Die bisherigen Erfahrungen sind aber auch z.T. ganz anders:

  • Manipulation der User-Community
  • Zensur der User-Beiträge
  • Missbrauch von gesammelten Daten („der gläserne User „)
  • lascher Umgang mit Datenschutz und Nutzungsvereinbarungen.

Auch die grossen Vorzeige-Websiten der Web 2.0, wie You-Tube oder Facebook, gehören zu den Sündern.

Jenkins setzt dies in einen grösseren Zusammenhang. Für ihn ist eine partizipative Kultur eine Kultur mit relativ tiefen Hürden, sich künstlerisch auszudrücken und sich als Bürger zu angagieren. Erschaffen und Erschaffenes teilen, wird intensiv gefördert. Ein informelles Lernen geschieht dadurch, dass die Erfahrungen der Besten auf einem Gebiet frei zu den Anfängern fliessen. In einer partizipativen Kultur glauben die Mitglieder, dass ihre Beiträge wichtig sind und fühlen sich mit anderen verbunden. Es zählt nicht (nur) die individuelle Leistung sondern auch das Engagement in der Gemeinschaft. (Sinngemässe Übersetzung durch UV)  Weiterlesen

Während der Arbeitszeit privat im Internet

Während der Arbeitszeit privat im Internet? Das Ende der Gewissensbisse.
Brack, A. (2009, 14. April)

Auf ihrem Blog „Learning Waves“ zitiert Prof. Andrea Brack von der Uni Sankt Gallen eine Studie der Uni Melbourne, welche im Vergleich zu Internet-Abstinenten einen 9% Produktivitätszuwachs von Mitarbeitenden feststellt, welche „Workplace Internet Leisure Browsing“ betreiben.