Können vs. Kennen

Referenz: Winkler, R. (2007), Organisator 07/12, S. 52-53.
„Das Können ist entscheidend, nicht das Kennen“

Wissen ist wichtig, aber wenn es darum geht, effizient zu arbeiten, sind die Handlungskompetenzen gefragt. Oder anders gesagt: Wieviel Wissen kann ich umsetzen.

Sogar in der Bildungsszene setzt sich das allmählich durch, indem in den neuen Bildungsverordnungen der beruflichen Grundbildung die Kompentenzen ins Zentrum rücken und die klassischen Lernziele nur noch untergeordnete Bedeutung haben.

Untersuchungen haben ergeben, dass der grösste Teil der Kompetenzen. über die ein/e Mitarbeitende/r verfügt nicht in der Schule und berufsbezogenen formaliserten Kursen erworben werden, sondern „im Privaten“, d.h. zuhause, beim Hobby usw., oder aber als Erfahrungswissen in der Arbeit.

Abgesehen davon, dass ein grosser Teil dieses Wissens nur implizit vorhanden ist, wissen weder HR noch Vorgesetzte von diesen verborgenen Schätzen.

Auf der Formalisierungsebene laufen Projekte zur Anerkennung solcher nicht formalisierter Lernleistungen. Für ein Unternehmen ist es aber zwingend, die Kompetenzen ihrer MA zu bilanzieren. Erstens, um nicht unnötig Kompetenzen dazu zu kaufen (Neueinstellung von Spezialisten, Einkauf von Dienstleistungen, Weiterbildungskurse). Zweitens, um das Entwicklungspotenzial besser zu kennen und in eine Laufbahnplanung umsetzen zu können.

Die Anerkennung solcher nicht formaliserter Lernleistungen durch die Unternehmung ist zudem eine Wertschätzung der MA und kann zu einem Motivator werden. Die Flexibilität wird erhöht im Sinne der „Flexicurity“.

Kultur der Partizipation

Jenkins, Henry (2009) „Critical Information Studies For a Participatory Culture“
http://henryjenkins.org/2009/04/what_went_wrong_with_web_20_cr_1.html

Das Web 2.0-Konzept von O’Reilly, mittlerweile 5 Jahre alt, hatte primär die Kunden im Visier. Unternehmen sollten davon profitieren, „die kollektive Intelligenz“ zu nutzen und mit Wissen zu arbeiten, des von interessierten Nutzern der Website erzeugt worden ist. Das würde eine mutige und offene Informationspolitik der Unternehmen voraussetzen.

Die bisherigen Erfahrungen sind aber auch z.T. ganz anders:

  • Manipulation der User-Community
  • Zensur der User-Beiträge
  • Missbrauch von gesammelten Daten („der gläserne User „)
  • lascher Umgang mit Datenschutz und Nutzungsvereinbarungen.

Auch die grossen Vorzeige-Websiten der Web 2.0, wie You-Tube oder Facebook, gehören zu den Sündern.

Jenkins setzt dies in einen grösseren Zusammenhang. Für ihn ist eine partizipative Kultur eine Kultur mit relativ tiefen Hürden, sich künstlerisch auszudrücken und sich als Bürger zu angagieren. Erschaffen und Erschaffenes teilen, wird intensiv gefördert. Ein informelles Lernen geschieht dadurch, dass die Erfahrungen der Besten auf einem Gebiet frei zu den Anfängern fliessen. In einer partizipativen Kultur glauben die Mitglieder, dass ihre Beiträge wichtig sind und fühlen sich mit anderen verbunden. Es zählt nicht (nur) die individuelle Leistung sondern auch das Engagement in der Gemeinschaft. (Sinngemässe Übersetzung durch UV)  Weiterlesen

Bildung heute

Entwarnung: Kein neuer Beitrag zum Thema „Was ist Bildung“. Dazu gibt es genügend dicke Bücher und dünne Pamphlete.

Lediglich aus dem Blickwinkel „Wissensmanagement“ möchte ich einige zeitgemässe Fertigkeiten auflisten, die ich bei Siemens & Tittenberger (2009) in ihrem LTC-Handbuch im Kapitel „New Learners? New Educators? New Skills?“ gefunden habe, extrahiert aus Siemens, G. (2006): Knowing knowledge. Vancouver, BC, Canada: Lulu Press.

Englische Fassung: >>

Stichworte auf Deutsch:

Was muss ich heute auch noch können ?!

  • Ankern: Fokussiert bleiben auf die wichtigen Aufgaben in einer Sintflut von Ablenkungen.
  • Filtern: Informationsfluss bewältigen und das Wichtige herausziehen.
  • Vernetzen: Netzwerke aufbauen, um aktuell und informiert zu bleiben.
  • Sozial sein: Einander als Menschen (soziale Wesen) begegnen, nicht nur als Objekte, die man ausnützt.
  • Sinnzusammenhang finden: Bedeutung und Auswirkungen verstehen.
  • Bewerten: Information bewerten und Glaubwürdigkeit sicherstellen.
  • Im Kontext erkennen: Einbettung von Personen und Gültigkeit ihrer Ideen im Kontext sehen.
  • Muster erkennen: (Entwicklungs-)Muster und Trends erkennen.
  • In der Wissenslandschaft navigieren zwischen Menschen, „Wissensdeponien“, Technologien, Ideen.
  • Unsicherheit akzeptieren: Bekanntes und Unbekanntes ausbalancieren und sehen wie diese zusammenhängen.
  • Den roten Faden finden: In der Fülle den roten Faden und die Schlüsselkonzepte nicht übersehen.

Als Lehrperson und Wissensarbeiter muss ich also auch darauf achten, dass junge Menschen diese Fertigkeiten lernen, üben und weiterentwicklen können!

Können statt nur Wissen

Referenz: Preckel, D. (2008) „Nicht nur Wissen, sondern Können!“
Netzwerk 08/1, S.44 – 46

Mit diesem Titel scheint der Autor wieder einmal den alten Graben zwischen Praxis und Theorie vertiefen zu wollen. Der Artikel geht allerdings differenzierter auf das Problem ein, dass Wissen nicht automatisch zu Handlungskompetenz führt.

Er kritisiert zu Recht, dass der Wissensaufbau schon nicht handlungsorientiert dargeboten wird, wenn der Stoff didaktisch geschickt in kleinen, gut verdaulichen, leicht überprüfbaren (und folgenlos vergessbaren) Häppchen kommt, die den Lernenden wenig Möglichkeiten bieten, Wissensaufbau als vollständige Handlung mit Plan-Do-Check-Act zu erleben. Nachher wir das Wissen nicht auf realitätsnahe komplexe Probleme angewendet, die mit konkreten Handlungssituationen wenig zu tun haben.

Als Wissensarbeiter wissen wir, dass Wissen nicht sich in gespeicherter Information erschöpft, sondern eben einen grossen Anteil an nicht als Information Vermittelbarem umfasst: Erfahrungen, Methoden, Umgang mit sozialen Netzwerken, Wissen über den Kontext der aufgenommen Informationen.    Weiterlesen