Die Verarbeitungsgeschwindigkeit des menschlichen Auges liegt bei etwa 1 Mbit/s.
Zum Glück wird da einiges zuerst integriert und gefiltert, bevor es durch den Sehnerv (Leitungsgeschwindigkeit im Bereich von kBit/s) ins Gehirn geht.
Mir ist ein 5 Jahre alter Artikel unter die Augen gekommen (Vielen Dank, Irene Briner), der Risikoverhalten in Märchen vergleicht.
Referenz: Pontzen, H. (2005) “Märchen und Risiko”, auf risknet.de.
Dazu hat es bei mir noch etwas weiter gesponnen:
Es gibt die Draufgänger, die kein Risiko scheuen, wie die Bremer Stadtmusikanten oder das Tapfere Schneiderlein. Allerdings ist ihre Risikostrategie nicht besonders reflektiert und gleicht eher dem Mut der Verzweiflung (Bremer Stadtmusikanten) oder entspringt schlichter Selbstüberschätzung (Das tapfere Schneiderlein). Was würde passieren, wenn diese Helden es mit, sagen wir ‘mal, intelligenteren Gegnern zu tun bekämen?
Der Arbeitskreis Management und Märchen wurde initiiert durch Prof. em. HSG Dr. Rolf Wunderer und Irene Briner und gegründet am 6. Oktober 2008 in Zürich als freier Arbeitskreis der Schweizerischen Märchengesellschaft SMG.
Artikel über den Arbeitskreis erschienen in der Oktobernummer der Zeitschrift Parabla
Unser Ziel
Unsere Mittel und Wege
Zwei Arbeitskreismitglieder sind über längere Zeit für die Organisation und die Kontakte (intern und extern) verantwortlich. Für inhaltliche Schwerpunkte übernehmen auch die anderen Mitglieder die Verantwortung.
Hans mein Igel, Brüder Grimm, KHM 108 (ATU 441)
Ausgangslag: Wieder einmal die Thematik „Bekommen kein Kind“:
Nicht nur Königspaare, auch Bauern sind davon betroffen. Bauern werden Träger von etwas, das sich zum Höchsten entwickelt, auch wenn sie etwas mehr „Bodenhaftung“ haben.
Wenn nicht die Einheit (das Paar) genügend Kraft hat, beginnt das Negative in Form von Polaritäten, Trennungen zu wirken:
Hans mein Igel ist (wird) ver-wünscht im Sinne von „falsch wünschen“ ohne bewusste böse Absicht, also nicht böswillig verzaubert. Weiterlesen
Märchenheldinnen und -helden sind zwar nicht immer zielstrebig unterwegs, aber der Weg ist nicht ihr Ziel. Das Ziel bleibt die Vervollkommnung, zumindest in den Märchen, die auf alte Motive zurückgehen.
Gemälde von Ferdinand Hodler, 1893,
“Tessiner Landschaft”
Der Jüngling in “Die Kristallkugel” (Brüder Grimm 1857, KHM 197) hat zwar keine Ahnung wo es lang geht. Er will einfach zum Schloss der goldenen Sonne, die verwunschene Königstochter erlösen. Die Riesen am Weg sind unübersehbar, aber die Qualität des Wünschhuts, den er “mitlaufen” lässt, wird ihm sowenig bewusst wie der Weg den er geht. So “überspringt” er einfach den Weg zum Schloss. Im zweiten Teil muss er allerdings schon mit vollem Bewusstsein das Richtige auf dem Weg tun und alle seine inneren Kräfte mobilisieren, um sein Ziel zu erreichen. Weiterlesen
Karl Julius Schröer (1825-1900) zugeschrieben
Das Zitat stammt aus einem Vortrag Rudolf Steiners am 6. Februar 1913 mit dem Titel “Märchendichtung im Lichte der Geistesforschung”. Schröer war ein von Steiner zu Studienzeiten sehr verehrter Dozent an der Universität Wien. Deshalb vermutet Almut Bockemühl, dass dieses Zitat von Schröer stammt (in: Bockemühl Almut (2006), Die Welt der Märchen, Rudolf Steiner Verlag Dornach).
Die Märchenerzählerin und der Märchenerzähler haben auch Wünsche. Und ich bin überzeugt, dass diese mit in die Erzählung einfliessen und irgendwann Bestandteil des Märchens werden.
Auch die Wünsche der Zuhörerinnen und Zuhörer werden im Märchen abgeholt. Armut, Kinderlosigkeit, ungerechte Behandlung durch Obrigkeiten sind Themen, die den Zuhörenden auch bekannt sind. Natürlich interpretieren wir sie auf der geistigen Ebene (oder auch nur auf der psychologischen), aber emotional gehen wir alle mit solchen Minderwertigkeitsgefühlen und Mangelerfahrungen in Resonanz!
aus Parabla 2011 / Heft 3 (Zeitschrift der Schweizerischen Märchengesellschaft SMG)
Artikel von Irene Briner (ich-Person des Artikels), Gründungsmitglied des Arbeitskreises
(Artikel leicht gekürzt von Urs)
Es war Anfang Mai 2008. Prof. em. Dr. Rolf Wunderer leitete das erste SMG-Seminar zu Management und Märchen. Damals war sein Buch „Der gestiefelte Kater als Unternehmer“ seit kurzer Zeit auf dem Markt. … Am Seminar haben ausschliesslich sehr initiative und engagierte Märchenerzählerinnen und -erzähler und Managerinnen und Manager teilgenommen. Es brauchte gar nicht viel, Rolf Wunderer und die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer zu überzeugen, dass wir an diesem Thema bleiben sollten. Die Initiative zur Gründung einer Arbeitsgruppe konnten Rolf Wunderer und ich darum bereits kurze Zeit nach dem Seminar in die Tat umsetzen.
Die Gründungsveranstaltung fand mit 10 Mitgliedern am 6. Oktober 2008 im „Zentrum Karl der Grosse“ in Zürich statt. Bereits nach dem zweiten SMG-Seminar von Anfang Mai 2009 erweiterte sich der Arbeitskreis auf 17 Interessentinnen und Interessenten. Seit der Gründung haben wir uns siebenmal zu intensiven Arbeitsmeetings von jeweils gut und gerne 5 Stunden getroffen. Verdankenswerter Weise durften wir jeweils Gast sein entweder im Zürcher Lehrhaus bei unserem Arbeitskreis-Mitglied Dr. Hanspeter Ernst oder in den Räumlichkeiten der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management SGO bei unserem Mitglied Dr. Markus Sulzberger.
Wir sind bei unserer Suche nach Gemeinsamkeiten und Übertragungsmöglichkeiten zum Beispiel dem „gestiefelten Kater“ und seinem hohen Umsetzungswillen auf die Schliche gekommen. Genau so wie er managen gute Mitarbeiter ihre Chefs. Oder wir haben über die verschiedenen Arten von Zusammenarbeit und Teambildung in Management und Märchen diskutiert. Und ja, Teams sind dort effektiv wo sie sich so organisieren wie der Soldat in „Sechse kommen durch die ganze Welt“. Ganz schnell kamen wir zu Fragen der Sozial- und Selbstkompetenzen. Haben Sie gedacht, dass Aschenputtel eine der bestqualifizierten Märchenheldinnen ist?
Es ist extrem spannend dabei zu sein, wenn zwei so gegensätzliche Welten wie Management und Märchen zusammenkommen wollen. Die Diskussionen sind entsprechend lebhaft und kontrovers. Dabei zeigt sich immer wieder, dass der Hase im Sprachdetail begraben liegt. Darum haben wir uns angewöhnt, jeweils genau nachzufragen. Dies führt immer wieder zu sehr interessanten Erkenntnissen. Da haben wir zum Beispiel im Treffen vom 14. April 2010 über „Vertragstreue“ anhand des Froschkönigs diskutiert. Die Auseinandersetzung mit der Frage „Gibt es Verträge, die man aus ethischen Überlegungen gar nicht einhalten darf?“ hat uns sehr beschäftigt. (Im Kapitel „Ethische Kompetenzen“ behandelt Rolf Wunderer diese Thematik in seinem neuen Buch „Führung in Management und Märchen“. Erschienen bei Luchterhand im Juli 2010.)
So überschreiten wir zusammen immer wieder Grenzen, die wir vorher gar nicht wahrgenommen haben.
Wo liegen die Möglichkeiten zum Transfer von Management zu Märchen und umgekehrt? Damit beschäftigten wir uns in unserem letzten Meeting vom 31. August 2010. Ein Manager aus einer internationalen Grossbank gab uns dazu ein kurzes Inputreferat. Wir diskutierten daraufhin am Beispiel des „Borstenkindes“ die Transfermöglichkeiten für ein effektives Changemanagement; anhand der „Weissen Schlange“ darüber, wann man was zur Sprache bringen kann und darf; die „Stadtmusikanten“ brachten uns darauf, in Teams wohl eher Schätze zu suchen statt nach Fehlern zu fahnden und damit einen Wandel in der Fehler- und Dialogkultur herbeizuführen; mit dem „gestiefelten Kater“ diskutierten wir das Paradoxon gleichzeitig Angestellter und Mitunternehmer zu sein und nicht zuletzt widmeten wir uns nochmals der Vertragstreue in Episoden des „Froschkönigs“.
Für mich gab es kein Meeting des Arbeitskreises „Management und Märchen“ ohne mindestens eine neue Erkenntnis. Darum, und weil ich die Diskussionen mit den hochkarätigen Gruppenmitgliedern sehr schätze, freue ich mich schon heute auf unsere nächsten Treffen. …
Soll man Märchen wörtlich rezitieren beim Erzählen, wenn eine schriftliche Fassung vorliegt ?
An dieser Frage scheiden sich die Geister im deutschen Sprachraum. Es geht natürlich in erster Linie um die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.
Abgesehen von der Tatsache, dass es mehrere Fassungen der KHM gibt, welche Wilhelm Grimm immer wieder überarbeitete, und es ohne Zweifel auch nach 1856 noch einige weitere Male getan hätte… Weiterlesen
Beim elsässischen Märchen “Das Erdkühlin” handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um das erste gedruckte Märchen der Literaturgeschichte:
“Ander Theyl der Garten Gesellschaft”
von Martin Montanus, gedruckt zwischen 1559 und 1566.