Das Märchen vom musikalisch begabten Waisenkind, das mit dem grössten Popmusiker des Landes auftreten darf. Kein klassischer Märchenstoff aus den Volks- und Zaubermärchen, eher ein typisches Kunstmärchenthema.
Filmhandlung: Zusammenfassung auf der offiziellen Website von VEGA Film oder bei „Cineman“ bzw. „Cineast“.
Der Film vermittelt allerdings glaubwürdig, dass dies’ Märchen Realität ist.
Da ist zuerst einmal die gar nicht märchenhaften Kulisse des afrikanischen Dorfes, in dem fast nur noch Alte wohnen, und diejenige der Hauptstadt, geprägt durch physische Gewalt und der Käuflichkeit alles und aller. Ein ehemaliger Kindersoldat (wenn man seiner Geschichte glauben soll), clever, mutig und nicht auf den Mund gefallen (Joseph Pamfo) trifft auf den heimat- und orientierungslosen und vor allem sprachlosen Jungen (Sila Bakali), der aus dem Waisenhaus (Gilles Tschudi) entwichen ist, um dem Verkauf an ein europäisches Frauenpaar (Sabina Schneebeli, Franka Potente) zu entgehen.
Trotz vordergründig vorherrschender Hoffnungslosigkeit mit Elternlosigkeit, Verstädterung, Strassenkinder-Dasein, Gewalt, Prostitution, AIDS, Schwarzhandel, Ausbeutung, „helfenden“ Weissen, Zynismus usw. hat mich der Film nicht zum Heulen gebracht. Der Lebenswille, getragen von der Musik. Das Annehmen des Unabänderlichen um daraus das Beste zu machen. Die Freundschaft zwischen dem Überlebenskünstler Jo (der Elfjährige wird vom kleinwüchsigen, 23jährigen ghanesischen Schauspieler Joseph Pamfo, genannt „Joe Shortengo“ gespielt) und dem seine Sprache und seine Selbständigkeit wieder erringenden gleichaltrigen Baba (Sila Bakali, 14 Jahre alt, Musiker und Schüler) ist ein tragendes Element des Films. Auch in der Beziehung von Baba zum beknnten Malawischen Musiker Ben Michael Mankhmaba komt das zum Ausdruck. Vielleicht ist das ja die Botschaft des Filmes, dass Freundschaft in einer schwierigen Welt wichtig ist, um sich zu entwickeln und schlicht zu überleben. Sozusagen als Gegenentwurf zu allgegenwärtiger Ausbeutung, Gewalt und Käuflichkeit.
Ein weiteres zentrales Lebenselement ist die Musik, die die Menschen im Film und uns Filmzuschauerinnen und -zuschauer begleitet, und schliesslich zum Erlösungsmomentum wird. Die Musik als Begleitelement des Lebensweg zum geheilten Menschen – das kennen wir auch vom Eselein (KHM 144).
Filmkritiker (z.B. Cindy Hertach, Nicky Schaefer) bemängeln fast unisono den Filmplot. Wirklich, eine konsistente Handlung ist nur sporadisch zu erkennen. Einige Elemente der Geschichte wirken aufgepropft oder werden ausgewalzt, obwohl nebensächlich.
Das erschüttert vielleicht eine(n) Filmkritiker(in), aber nicht einen Märchenerzähler.
Typische Volksmärchen sind (und bleiben selbst nach der x-maligen Überarbeitung durch die Brüder Grimm) episodenhaft und „unlogisch“, weil Szenen eingebaut werden, die bestenfalls auf der symbolischen Ebene eine Bedeutung haben, Figuren auftreten und später sang- und klanglos wieder verschwinden usw. In diesem Sinne hat der Film etwas Märchenhaftes – unklar bleibt, ob vom Regisseur Wolfgang Panzer bewusst so gewollt oder einfach geworden.