Märchen und Sagen von Mond und Sonne, Planeten und Sternen, erzählt in einer Sternwarte. Ein grosses Spiegelteleskop dominiert den Zuschauerraum. Draussen pfeift der Wind und prasselt der Regen. Keine Chance, dass Dach der Sternwarte zu öffnen, um den Mond , den Planten Jupiter und die Sternbilder „live“ zu sehen.
Urs erzählt in der Sternwarte. Das tolle Spegelteleskop steht halbverhüllt im Zentrum.
Das Dach bleibt geschlossen. Draussen “chuttet’s”.
Was eher nach einer na ja-Veranstaltung tönt, war in Wirklichkeit ein stimmungsvoller Abend in der Sternwarte Schafmatt, auf dem Jura-Passübergang zwischen Oltingen und Rohr. Ich erzählte eine bunte Folge von Märchen von Mond, Sonne und Sternen im ersten Teil. Im zweiten Teil gab es Geschichten zu einigen Sternbildern und dazu die antike Sage von Jupiter und Kallisto.
Heiner Sidler von der AVA erzählt, was die Astronomen über den Mond wissen.
Heiner Sidler von der astronomischen Vereinigung Aarau (AVA), der die Sternwarte gehört, berichtete aus der Sicht der Astronomen und erläuterte dem interessierten Publikum aktuelle Hypothesen und Theorien zum Mond, zu Meteoriten und zum Planetensystem. Obwohl das Publikum eher von der „Märchenseite“ her gekommen war, folgte es fasziniert seinen Ausführungen.
Bei Märchen ist es ja weder üblich noch nötig, unmittelbar nach der Erzählung weiterführende Fragen zum Märchen zu stellen. Es sei denn, eine Märchenbetrachtung wäre angesagt. Nach den astronomischen Kurzvorträgen hingegen bildete sich rasch eine Traube Interessierter um Heiner Sidler, zumal er auch einige interessanten Objekte zum Anfassen oder zumindest zum Ansehen mitgebracht hatte: zwar keinen „Sternenmärchenstaub“, aber immerhin Zeugen von Meteoriteneinschlägen (z.B. Nördlingen im oberen Donautal) und sogar einige „Mondbrösmeli“.
So war der Abend eben kein intimer Märchenerzählabend sondern eine lebendige Mischung von Geschichten und faszinierenden Resultaten aktueller astronomischer Überlegungen.
Liste der erzählten Märchen und Geschichten:
- Warum Sonne und Mond nicht heiraten (aus China)
- Das Zauberschloss (aus Portugal)
- Vom Sonnengott und den Mondmädchen (von den Indianern Mexicos)
- Die seltsame Himmelsreise (aus dem Tibet)
- Der grosse Stern verneigt sich vor dem kleinen (aus Griechenland)
- Vom kleinen Wagen und dem Himmelsdrachen (Erzählung, 20. Jhdt.)
- Kallisto und Jupiter (antike Sage, griech.-röm.)
- König Arktur, die schöne Cassiopeia und die grosse Bärin (Erzählung, 20. Jhdt.)
- Warum der Bär einen kurzen Schwanz hat (aus Norwegen)
Interessant war für mich als Naturwissenschafter der Umgang der Astronomen mit der wissenschaftlichen Ehrlichkeit: Für sie ist es keine Diskussion, dass ihre Aussagen in der Regel Hypothesen oder durch viele Befunde verdichtete Theorien sind, welche klar menschliche Konstrukte und nicht unumstössliche Wahrheiten darstellen. Diese Ehrlichkeit wünschte ich mir auch bei den (übrigen) Naturwissenschaften, auch bei der Biologie und Biochemie, wo ich ja ursprünglich herkomme. Katastrophal wird es dann, wenn Pseudowissenschaften wie die z.B. die Medizin aus mehr oder weniger gesicherten Statistiken medial inszeniert Theorien bauen und diese als Tatsachen und Heilungsversprechen auf Kosten der Allgemeinheit lukrativ verkaufen. Das Geschäft mit der Angst ist immer das beste Geschäft, siehe Schweinegrippe (Influenza H1N1) oder Blauzungenkrankheit.
Der Versuchung des Geschäfts mit der Angst sind die Astronomen nicht erlegen, obwohl es natürlich auch dort einige Möglichkeiten von Horrorszenarien und der Vermarktung von Existenzängsten gäbe, von denen aber bisher nur die Filmindustrie wirklich profitieren konnte.