Fortsetzung von “Hans im Glück 3” und Abschluss dieser Artikelserie .
Der Hedomat
Eine interessante, auch klar aus der Optik der Jahrtausendwende formulierte Deutung ist diejenige Rolf Wunderers: Hans im Glück als Prototyp eines Hedomaten.
Hedomat bezeichnet zwar vom Wort her eine Lebensphilosophie, nicht deren Verfechter oder Ausübende. Item, während der Hedonist eher aus philosophischen Überlegungen heraus handelt, ist der Hedomat ein Pragmatiker und Materialist.
Typische Charakterzüge und Verhaltensweisen eines Hedomaten sind:
- Grosser Optimismus.
- Offen für neue Erfahrungen.
- Offen für neue Begegnungen.
- Wenig Commitment.
- Spontan und handlungsorientiert.
- Unlustvermeidung; Unlustabbau, so rasch wie möglich.
- Dissonanzabbau, das heisst in jedem Unglück das Glück sehen.
- Anfällig für starke Gefühlsschwankungen.
- Unrealistische Zukunftserwartungen.
- Entscheidungen ohne Risikoabschätzung.
- Unreflektiertes Selbstvertrauen.
- Allgemein wenig reflektierend.
Weiteres dazu im lehrreichen Buch von Wunderer “Der gestiefelte Kater als Unternehmer“.
Jede/r mag selber die Entsprechungen der genannten Charakterzüge eines Hedomaten mit dem im Märchen geschilderten Hans im Glück finden.
Vom ganzen Deming-Regelkreis pflegt Hans vor allem “Do” und “Act”, während “Plan” nicht vorkommt und “Check” eher eindimensional ausgeführt wird.
Die Rezeption des Märchens von Rolf Wunderer ist auf jeden Fall eine treffende und verblüffende Anwendung des “Hans im Glück”-Motivs auf unsere Zeit. Eine Interpretation des Märchens ist es nicht, diese bleibt weiterhin voller Rätsel.