Gelterkinden, Märchen-Abendspaziergang
Eine alte Tradition durfte wieder aufleben.
Es erzählten Regula Itin, Magdalena Gisin und Urs Volkart.
Treffpunkt: 19.00 Uhr, Bahnhof Gelterkinden beim Postauto richtung Rheinfelden. Wegzoll: Fr. 15.–
Wir fuhren zuerst mit dem Postauto nach Rickenbach, reine Spazierzeit ca. 45 Minuten.
Ende gegen 22 Uhr: in einem Raum im Chienbergreben, 10 Gehminuten vom Bahnhof Gelterkinden.
Zugsabfahrt in beiden Richtungen 21.58 (oder 22.28).
Der Anlass sollte bei jeder Witterung stattfinden. Je nach Wetter würde die Route gekürzt.
Das war aber nicht nötig. Ein milder Spätsommerabend begleitete uns….
Bericht
Gelterkinden, Freitagabend, 29. August 2008, ein warmer Spätsommerabend, blauer Himmel, der langsam eindunkelt, und zauberhaftes Licht, das langsam verblasst.
Ein wunderbarer Märchenabend. Viele liebe und sehr positive Echos von Teilnehmenden.
19 Uhr, mehr Menschen als erwartet sammeln sich auf dem Postauto-Parkplatz des Bahnhofs Gelterkinden. Magdalena Gisin, Regula Itin und ich dirigieren die Teilnehmenden ins Postauto. Kurze Busfahrt nach Rickenbach auf den Stehplätzen — dort warten auch schon Teilnehmende von der anderen Seite des Bergs — rasch weg von der Strasse und zum Friedhof — Platz und Zeit für die Begrüssung und als Einstieg: das immer wieder gut aufgenommene Einstiegsmärchen aus der jüdischen Tradition “Die Wahrheit und das Märchen”.
Der Aufstieg zum “Bleistiftbrunnen” am Waldrand unterhalb der Rickenbacherfluh geht locker, die einen schnaufen schon etwas tiefer. Dort im Wald, ein Elfenhügel, Platz für die Geschichte vom Schotten McNeal, der einige Tage Feenzeit bei Tanzen und Fröhlichkeit verbringt, bis ihn der Anblick einer jungen menschlichen Mutter mit ihrem Kleinkind so berührt, dass ihm ein Segensspruch über die Lippen geht — und ihn jählings in die Menschenwelt zurückkatapultiert. Nachdem er realisiert, dass er wohl über 300 Jahre Menschenzeit weg gewesen ist, darf er sterben.
Noch ging niemand im Wald verloren — bei den Kirschbäumen unterhalb des Hofs Dottmesen dürfen wir uns mit Erlaubnis von Bauer Bichsel vom Sonnenhof ins Gras setzen. Das zarte finnische Kunstmärchen von Anni Swan “Kranich und Hirtenmädchen” passt zum allmählich verblassenden Tageslicht und der Weide, fast rings umgeben von Wald.
Beim nächsten Halt haben unsere Freunde, die Waldwichtel, bereits ein warm loderndes Feuer entzündet, wo wir die träumerische Geschichte von der Peri und dem Ifrit hören und gleich danach das bodenständige Märchen der Brüder Grimm “Das Waldhaus”.
Nun ist es stockdunkel, wäre es, wenn nicht der Lichterüberfluss des Dorfs Gelterkinden aus der Tiefe strahlen würde. Auch der kräftige Eisenbahnlärm erinnert uns daran, dass wir in der sogenannten realen Welt uns bewegen. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit, es geht schon gegen halb Zehn, entschliessen wir uns, direkt ohne Zwischenstation in den Gemeinschaftsraum der Wohngenossenschaft Chienbergreben zu gehen.
Die Hausgeister haben den Raum geschmückt und auch eine Stärkung bereitgestellt. Ein letztes Märchen schliesst den gelungenen Abend ab. Es erzählt von einem jungen Taugenichts, der bei einem alten Kräutersammler Geduld, Achtsamkeit und Bescheidenheit lernt und so sein Glück findet.
Magdalena, Regula, ich und noch ein paar Teilnehmende bleiben noch etwas sitzen, für die Nachfreude. Kurz und beflügelt aufräumen und Raum säubern. Gute Nacht.
Für den Rückblick und Ausblick: Wir wollen das wieder aufnehmen in einem Jahr; vielleicht schon eine halbe Stunde früher beginnen; Weglänge und 6 Märchen wären sonst ideal.
Vielen herzlichen Dank an Magdalena und Regula fürs Mitmachen und Mitorganisieren, Regula besonders für die Flyer-Idee. Dank auch an Yannick, den Feuer-Wichtel im Wald, an Ingrid für gute Ideen im Vorfeld und Taxidienst am Schluss, an Doris und Alex für die Mithilfe beim Aufräumen.