Hedwig von Beit schreibt in der Einleitung zu ihrem 1956 erschienen Buch über Märchen und ihre Deutung:
Erlösung bedeutet hierbei Wandlung zum freien, über sich selbst bewußt bestimmenden und von knechtischer Bindung an die dämonischen Kräfte der Materie unabhängigeren Menschen, …
Dieses besondere Problem der Erlösung ist im Märchen in so reichen Variationen und in so tiefreichenden Symbolen zusammenhängend dargestellt, daß sich wohl sagen läßt, in ihm sei das Wesentlichste der im Märchen Bild gewordenen seelischen Wahrheiten zusammengefaßt.
Meine Bemerkungen dazu:
Diese Erlösung finden wir in unzähligen Zaubermärchen aus allen Kulturkreisen. Die Märchenheldinnen und Märchenhelden sind nicht selten anfänglich in Tiere verwandelt, was ihre Verhaftung in niederen Bewusstseinsstufen symbolisiert. Im Verlaufe ihrer Entwicklung kommt nicht nur ihr wahres Selbst ans Licht, sondern es gelingt ihnen, auch alle übrigen Bewusstseinsanteile zu integrieren, also GANZ zu werden. Als, subjektstufig gesehen, helfende Bewusstseinsanteile für die Erlösung kommen dann gegengeschlechtliche Seelenanteile (Prinzen bzw. Prinzessinnen, die zu heiraten sind), mobilisierbare eigene Kräfte aus dem Unterbewussten (Wald, Tierhelfer) oder die Intuition (graue Männchen und weise Alte) oder höhere Bewusstseinanteile (z.B. weise Könige) in die Geschichte hinein.
*) Zitat aus: Beit, Hedwig von (1956), Gegensatz und Erneuerung im Märchen, Verlag A. Francke AG Bern, Seite 12.