Vom Gesang der Menschen und dem Gesang der Saxophone

 

Virgen_de_Caacupé_Paraguay_2008Konzert Mariengesänge des Vokalensembles acanthis am 12. Februar 2012  in der reformierten Kirche Gelterkinden. Eine berührende Begegnung von alter und neuer Musik, von Singstimmen und Saxophonen. Werke von Hildegard von Bingen, Tomás Luis de Victoria, Rudi Tas, Arvo Pärt, George Jackson und Morten Lauridsen.  Chor: Vokalensembles acanthis;  Solist(inne)n: Claudia Schmidlin-Stalder, Sopran;  Sascha Armbruster und Beat Kappeler, Saxophone; Franziska Baumgartner, Leitung.

Bild:   Virgen de Caacupé,  Paraguay,  2008

Original dieses Konzertberichts publiziert in der Oberbaselbieter Zeitung, Ausgabe vom 16. Februar 2012. Text auf dieser Website ist leicht ergänzt. PDF Original>>>.

Mit Spannung wartete das Publikum in der vollbesetzten Kirche auf das musikalische Vielfalt versprechende Konzert mit Chor, Solosopran und zwei Saxophonisten. Seit den legendären Aufnahmen des Hilliard Ensembles mit dem Jazzmusiker Jan Garbarek gibt es kaum Zweifel, dass der Klang menschlicher Stimmen gut mit dem Klang der Saxophone harmoniert. Besonders die alte Musik erwies sich als geeignet für den Dialog und als Inspirationsquelle für die Improvisation. Ein weiteres Beispiel wäre die Integration des italienischen Jazzmusikers Gianluigi Trovesi ins Renaissance-Ensemble von Christina Pluhar. In der zeitgenössischen Musik hat das Mitte des 19. Jhdts. entwickelte Saxophon ohnehin seinen Platz als Instrument gefunden.

Die Dirigentin Franziska Baumgartner liess die Mariengesänge sich aus den Wurzeln in der Gregorianik über die Renaissance ins 20. Jhdt. entfalten. Die harmonisch und rhythmisch bewegten, vier- bis sechsstimmigen Werke des spanischen Komponisten Tomás Luis de Victoria wurden in der Interpretation des acanthis-Ensembles zu klangvollen Zeugnissen der alten Musik. Die flächigen, rhythmisch schlichten, dafür harmonisch umso komplexeren Werke der zeitgenössischen Komponisten R. Tas, A. Pärt, G. Jackson und M. Lauridsen verlangten vom Chor höchste Präzision und stimmliche Klarheit. acanthis wurde dieser Anforderung auf hohem Niveau gerecht und bewies einmal mehr, dass dies Ensemble zu den besten Chören der Region gehört.

Die Stimme der Sopransolistin fügte sich wunderbar in diese Klangwelt ein. Nachdem Claudia Schmidlin-Stalder, wie auch übrigens der Chor, etwas zaghaft ins Konzert eingestiegen waren, liess sie ihre Stimme immer mehr aufblühen. Ihr „O clarissimae mater“ von Hildegard von Bingen im musikalischen Gespräch mit den improvisierenden Saxophonisten war einer der berührendsten Höhepunkte des Konzerts. Man wünschte sich, Claudia Schmidlin-Stalder öfter an Konzerten bei uns hören zu dürfen.

Franziska Baumgartner liess die beiden Saxophone anfänglich als Widerpart zum Chor auf der Empore erklingen. Aus Klängen, welche in der Tiefe der Mutter Erde, der Urahnin Marias, wurzeln, entwickelten Sascha Armbruster und Beat Kappeler bald rhythmischere Muster. Im Verlaufe des Konzertes verschmolzen die Stimmen der beiden Saxophonisten zunehmend mit den Singstimmen. Die beiden Musiker zeigten dabei nicht nur technisches Können sondern auch ein hohes Einfühlvermögen.

Im Rückblick auf das Konzert erscheint es fast unglaublich, welcher Reichtum in diesem Konzert verwoben wurde: Gregorianik, Mittelalter, Renaissance, 20. Jhdt., zarte Marienfrömmigkeit in reformierten Kirchenräumen…. Franziska Baumgartner und das acanthis-Vokalensemble sind zu beglückwünschen, dass sie diese Herausforderung nicht nur angepackt sondern auch meisterlich bewältigt haben.

Wenn Musik die Aufgabe hat, die Herzen der Menschen zu öffnen und zu verbinden, war dies Konzert dafür ein unvergesslicher Beweis.

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