Die Begegnung des Legenden-umwobenen israelischen Königs Salomo mit der Königin von Saba hat die Phantasie der Erzählerinnen und Erzähler von Mythen und Legenden schon immer fasziniert.
In der Bibel (1.Kön 10) wird die Begegnung relativ neutral dargestellt, eingebettet in die Weisheits- und Reichtums-Legenden um Salomo, seinen Tempelbau usw.
Aber welches Verhältnis hatten die beiden wirklich zueinander?
Bereits die jüdischen Erzähler hat diese Frage angeregt: In ihren Legenden versucht die Königin von Saba den Salomo zu verführen. Was ihr aber nicht gelingt, obwohl Salomo gemäss Bibel sonst sehr auf ausländische Schönheiten steht, z.B. die Tochter eines ägyptischen Pharaos (1.Kön 3,1) und weitere 700 Gattinnen und 300 Nebenfrauen aus allen möglichen heidnischen Ländern, weswegen Gott ihn auch ermahnt (1.Kön 11,1-3)!
In den muslimischen Legenden ist Salomo (Suleyman) ein mächtiger Prophet und Nomadenfürst, der ähnlich wie in der Bibel, die heidnische Königin von Saba durch seinen Auftritt überzeugt und zum EINEN Gott bekehrt. Dort hat übrigens die Königin auch einen Namen: Bilquis. Und logischerweise reist sie nicht zu ihm als Nomadenfürst, sondern er kommt zu ihrem Land. Sie begegnen sich irgendwo im Niemandsland nachdem ihr Salomo – als Zeichen seiner Macht – den Thron rauben lässt. Salomo ist nicht nur ein mächtiger Fürst sondern auch Herrscher über die Tiere und über gute und(!) böse Geister. Die Sprache der Tiere hat Salomo gemäss jüdischen Legenden seinerseits von der Königin von Saba gelernt.
In einer abessinisch-christlichen Legende verführt der Salomo mit einem Trick (er ist nicht nur weise, sondern auch schlau) die Königin von Saba. Sie zeugen einen Sohn, der zum Stammvater des abessinischen Herrschergeschlechts wird, das ja bis ins 20. Jhdt. Äthiopien regierte.
In der christlich-rosenkreuzerischen Legende verloben sich Salomo und Balkis (wie die Königin von Saba dort heisst) ganz ordnungsgemäss. Auf der Tempelbaustelle aber verliebt sich Balkis in den genialen Baumeister Hiram, der das gigantische Projekt Salomos zu realisieren hat. Salomo ist “not amused” und versucht Hiram zu vernichten. Der Bau des Tempels gerät in Gefahr, insbesondere der Guss des ehernen Meeres (1.Kön 7,23-26). Hiram vollendet den Tempelbau und erstellt auch die magischen Gerätschaften des Tempels. Er gewinnt die Balkis zur Frau und zeugt mit ihr einen Sohn, worauf ihn Salomo ermorden lässt.
Das alles würde, glaub’ ich, genug Stoff für einen spannenden Erzählanlass geben!
Vielen Dank für die Gedanken zu König Salomon und den Baumeister.
Hatte König Salomon nur als guten König gesehen.
*kennen sie auch das?
Nachdem der Tempel schon der Vollendung nahe ist, kommen alle Könige
der Erde, um den Bau zu bewundern, darunter auch die Königin des
Südens (Königin von Saba), die eine mächtige Zauberin war. Noch fehlt
der mächtige Schlussstein, doch alle Bauleute und alle Dämonen
zusammen vermögen ihn nicht auf die Spitze des Tempels zu hieven. Da
rief Salomo noch den mächtigen Luftdämon Ephippas, der in Arabien sein
Unwesen trieb….*
(Testament Salomon)
Danke für den Beitrag. Habe ich nicht gekannt. Da Salomo einen Dämon ruft, scheint das mir vielleicht eine Mischung von jüdischer und arabischer Legende zu sein. Denn Süleiman war ja der Herrscher auch über die Dämone.