Da der Mensch ja (inklusive Arbeitsweg) ein gutes Drittel seines Lebens beruflich engagiert ist, könnte ich etwas darüber erzählen ….
Lassen wir mal die Schule bis Ende der Sekundarstufe II, also bis zum Alter von 19 Jahren. Nein ganz lassen will ich diese Zeit nicht, denn ohne Spuren ist das altsprachliche Gymnasium mit Latein und Altgriechisch doch nicht geblieben. Es hat sich da ein Bewusstsein gebildet, dass die Menschheit, ihre Kulturen und Religionen, eine Geschichte haben, deren Erben wir sind (z.B. in den Märchen>). Auch das Bewusstsein, dass unsere physische, sinnlich erfahrbare Welt nur ein kleiner Teil der Wirklichkeit darstellt, ist auf diesem Boden gewachsen.
Bild: Bela Cikoš Sesija : Homer, Dante, Goethe und Shakespeare.
Aber mein beruflicher Weg führte zuerst auf den Pfad der naturwissenschaftlichen Forschung. Dass ich mich schliesslich auf die Physiologie und Biochemie der Pflanzen konzentrierte, hatte wohl mehrere Gründe: Zum einen die Bewunderung für die Pflanzen (und für alle Lebewesen), wie sie in kurzer Zeit ihren Stoffwechsel an die Veränderungen in ihrer Umwelt und an die Erfordernisse ihrer Entwicklung anpassen (Das Bild zeigt die ephemere Blüte von Ipomoea tricolor, der Prachtwinde). Zum anderen fiel meine Wahl auf einen Professor, der in seiner Arbeit eine ganzheitlicher Sicht verfolgte und die Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens nicht verheimlichte: Philippe Matile. Den Abschluss meiner Forschungstätigkeit bildete dann ein Sciences-Ph.D.
Parallel dazu wuchs das Interesse an der Vermittlung, also am Unterricht, als Praktikums-Assistent an der Hochschule und Lehrer an Gymnasien und Berufsfachschulen. Dieses Interesse mündete schliesslich in ein berufsbegleitend erworbenes Zertifikat „für das höhere Lehramt“ aus, also das Unterrichtsdiplom für die Sekundarstufe II. Höheres Lehramt, so hiess das Unterrichten an Gymnasien damals.
Das mit dem höheren Lehramt ist natürlich eine Ironie. Zwar sind die Schüler/innen dort zweifelsohne höher gewachsen. Aber die Anforderungen für die Lehrpersonen sind natürlich bei den „tieferen Lehrämtern“, also z.B. in der Sekundarschule (Stufe Sek I) oder auch in der beruflichen Grundbildung viel höher.
Die positiven Erfahrungen mit dem Unterrichten, der Vermittlungsarbeit hatten mich schliesslich bewogen definitiv in den Lehrberuf einzusteigen.
Nach diversen Jobs an Gymnasien, Lehrerseminarien usw. „fiel es mir zu“, in die berufliche Grundbildung einzutreten, als Lehrperson für Theoriefächer, bald auch als Schulleiter und Mitglied der Bereichsleitung. In der mehr als 13 Jahre währenden, durchaus erfolgreichen und spannenden Arbeit in der Schulleitung ist mir dennoch klar geworden, dass meine Stärken mehr in der Innovation und Projektleitung liegen als in der Personalführung. Erfolgreiche Projekte sind es denn auch, die ich als meine „guten Jobs“ betrachte; zwei Beispiele:
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Aufbau eines Berufsmatura-Curriculums (unsere Berufsfachschule Ciba-Geigy war damals die erste Schule in der Nordwestschweiz, die eine lehrbegleitende Berufsmatura anbieten konnte).
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Aufbau eines zertifizierten Managementsystems (Das Novartis Ausbildungszentrum Muttenz war im Jahr 2000 die erste nach einer anerkannten Norm (ISO 9001) zertifizierte Schule und Bildungsinstitution der ganzen Nordwestschweiz).
Neben solchen Projekten konnte ich auf nationaler Ebene in der Bildungspolitik
mitarbeiten: „Bildung in der Schweiz von morgen“, eine (damals wegweisende) Strategieentwicklung auf wissenschaftlicher Basis für das schweizerische Bildungssystem; oder: Gesetzliche Grundlagen für die Grundbildung in Laborberufen.
Unsere Berufslernenden schätzten mich wohl nicht so sehr wegen meiner eher bodenständigen als hinreissenden didaktischen Fachkompetenz. Sie schätzten an mir vielmehr meine Haltung ihnen gegenüber: Ich sehe in ihnen primäre Menschen, junge Erwachsene oder auf dem Weg dazu; und erst dann kommt ihre Rolle als Schüler/innen. Es war daher nur konsequent, dass ich mich zur individuellen Lernbegleitung und zum Stützunterricht hin differenzierte (PFM-Konzept> der EHB>).
Unterdessen hatte unsere Bildungsinstitution auch ein erfolgreiches Outsourcing erfahren: „aprentas – der Ausbildungsverbund für Grund- und Weiterbildung in naturwissenschaftlichen, technischen und kaufmännischen Berufen“ >.
2007 nimmt meine berufliche Laufbahn nochmals eine unerwartete Wendung, als ich die Chance ergreife, den Job als Leiter Qualitätsmanagement und somit einer Stabsstelle der Geschäftsleitung von aprentas für Qualitätsentwicklung und Unternehmensstrategie zu übernehmen.
Von der Märchenarbeit war in diesem Text bisher keine Rede. Ich betrachte sie in erster Linie als Hobby – allerdings auch als „Beruf“ung. Und dazu ist es meine Absicht, die Märchenarbeit auch in meine hauptberufliche Tätigkeit zu integrieren.
Weiterbildung:
Das ist wohl das witzigste Kapitel meiner beruflichen Entwicklung. Bedingt durch meine breiten und wechselnden Arbeitsfelder, auch wenn sie diese 25 Jahre lang in der Berufsbildung konzentrierten, machen mich meine „Federn zu einem bunten Vogel“. Vulgärökonomisch, d.h. rein auf den Aufwand (Kostenfaktor) reduziert, mag manches heute wie eine Fehlinvestition wirken. Ich bin auch meinen Chefs dankbar, dass sie mein Bedürfnis nach mehr Hintergrundkenntnissen, mehr Tiefe und Breite immer unterstützten. Aber im Moment, wo ich etwas erarbeiten und lernen wollte, war es immer das richtige! Und als Märchenerzähler weiss ich ja, dass man nur auf dem direkten Umweg zum Ziel kommt. Ein paar Facetten:
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Breit gefächerte naturwissenschaftliche und informationstechnologische Weiterbildung (ETHZ, WBZ, EHB u.a. Institutionen)
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Betriebswirtschaftliche und Führungs-Schulung für „kleine“ Manager und Schulleiter, Projektmanagement (mehrheitlich firmaintern bei Ciba-Geigy).
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Management und Märchen.
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Pädagogisch-didaktische Weiterbildung, insbesondere in Lernbegleitung und Coaching (WBZ, EHB)
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Qualitätsmanagement und Strategieentwicklung (BBT, FHNW u.a.): Qualitätsleiter für Bildungsinstitutionen, EFQM-Assessor u.a.
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Praxis-Stages in der chemischen Produktion und in Industrie-Laboratorien.
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Und wohl anteilmässig am wichtigsten: Selbststudium.