4. Dezember 2012, Konzertsaal des Kultur- und Kongresszentrums am See, Luzern.
Das Konzert des Ensembles Hespèrion XXI von Jordi Savall stand unter einem besonderen Stern. Gemäss dem ursprünglichen Konzerttitel „Ninna Nanna“ wären die Wiegenlieder, eine Spezialität der Sopranistin Montserrat Figueras, im Zentrum gestanden. Gerade mal 10 Tage waren vergangen, seit dem Tode der Sängerin vergangen, die mit Jordi Savall über 40 Jahre gemeinsam unterwegs war, als Sängerin, in eigenen Produktionen und als Mitglied der verschiedenen „Bands“ von Savall, als seine Ehepartnerin und musikalisches alter ego. Das Bild von der Website des Musik-Labels Alia vox zeigt ein neueres Foto von Montserrat Figueras (mit Fingerhut-Plektren für die Kanun-Zither an den Händen).
„Musik ist die Möglichkeit mit Montserrat über den Tod hinaus in Verbindung zu bleiben.“ (Sinngemässe Erinnerung der Eingangsworte von Jordi Savall vor dem Konzert.)
Es wurde zu einem der berührendsten Konzerte, das wir je gehört hatten. Besonders im ersten Teil erzeugte die leise, zurückhaltend gespielte Musik von „rund ums Mittelmeer“ eine ganz besondere Intimität. Die Trauer war spürbar. Und immer wieder hörten unsere „geistigen Ohren“ die Stimme Montserrat Figueras‘. Ihr Tod hatte offensichtlich auch eine ganz besondere Verbindung in die Männer-Band Hespèrion XXI gebracht. Diese Verbindung der Musiker von Hespèrion XXI symbolisiert seit eh und je die Gemeinschaft der Völker und Religionen, wie sie auch typisch für die Zeit vor der Reconquista war, als Muslim, Juden und Christen zumindest in kultureller Hinsicht gut miteinander lebten und sich austauschen mochten. Es ist das Verdienst Jordi Savalls die Musik dieser “goldenen Zeit” der iberischen Halbinsel, welche durch die europäisch orientierten spanischen Rückeroberer brutal beendet wurde, wieder ausgegraben zu haben. Das ist wohl auch der Grund, weshalb Savall und sein Ensemble nicht nur viele Musikpreise sondern auch Friedenspreise erhielten.
Ursprünglich waren im Konzertprogramm ja Wiegenlieder vorgesehen. Einige davon erklangen rein instrumental, zwei aber wurden in berührender Art von den Männern an ihren Instrumenten gesungen.
Das Ensemble improvisierte mehr als in den früheren Konzerten, zum Beispiel über einen alten Hit der Familie Savall, das sephardische Lied „Yo m’ enamore de un ayre“. Auch das eine Form der Hommage an Montserrat Figueras.