Logo des Friedensdorfes Neve Shalom – Wahat al-Salam (NSWAS) an der Grenze von Israel zum Westjordanland und am Weg von Tel Aviv nach Jerusalem.
Ich hatte im Winter 2007/08 von diesem Friedensdorf gelesen, in dem jüdische und arabische Israeli versuchen in Frieden, das heisst in gegenseitiger liebender Akzeptanz, zu leben. Eine Wirklichkeit gewordene Utopie, entgegen den Mainstream-Trends in Israel und den von Arabern bewohnten Gebieten Palästinas. Für die Vorbereitung unserer Ferien in Israel hatte ich mir dann die Koordinaten aus der Website heruntergeladen.
Einen guten Einblick in die Vorgeschichte und Entwicklung des Friedensdorfes gibt das spannende Buch von Evi Guggenheim und Eyas Shbeta: “Oase des Friedens. Wie eine Jüdin und ein Palästinenser in Israel in Liebe leben”.
Kurze Beschreibung von Neve Shalom – Wahat al-Salam
Wie wir dann tatsächlich nach Neve Shalom gekommen sind und was wir dort erleben durften, war schon fast ein Märchen:
Jerusalem, April 2008, ein Dutzend Versuche telefonisch für die nächste Woche in Ashdod ein Auto zu mieten: Musik hören in Endloswarteschlaufen am Telefon, raffiniert verschachtelte „Für …. drücken sie die Taste …“. Endlich, dreimal klappt dann die Verbindung, aber im Computer sind meine Angaben nicht mehr zu finden und die Verbindung kollabiert dann jedesmal mitten in der Aufnahme.
Plötzlich denken wir beide gleichzeitig (es war auf der Rückfahrt vom Besuch der Synagoge des Hadassah-Spitals, wo uns die wunderschönen grossen Fenster von Chagall fesselten, Bild links): He, warum mieten wir nicht in Jerusalem bereits ein Auto, statt mit dem Bus in den Westen zurückzufahren ? Stadtplan zücken, den richtigen Stadtbus erwischen, die Strasse finden, Nähe King David (siehe nächstes Bild). Freundliche Beratung am Schalter: Warum mieten sie nicht per Internet, gibt 20% Rabatt ! Also letzte Aktion: ab ins Internet-Café – und tatsächlich, alles klappt bestens. Auto haben wir.
Bild rechts: Neustadt Jerusalem, King David-Hotel.
Aber ohne diese an sich uninteressante Vorgeschichte wären wir nie auf die Idee gekommen, auf dem Vorbeiweg einen Abstecher nach NSWAS zu machen. Mit dem öV ist das sonst ziemlich hoffnungslos. Jetzt dank einer guten Karte kein Problem, auch wenn der israelische Staat sich nicht sonderlich bemüht, den Weg zu einem Friedensdorf gut auszuschildern.
Bild links: Blick auf Neve Shalom von der Zufahrt von Südwesten her.
Natürlich sollte man sich für einen Besuch in NSWAS anmelden, möglichst frühzeitig; unsere Hoffnung ist, dass sich schon irgendwie eine Begegnung ergeben würde, in welcher wir etwas in Erfahrung bringen könnten. Der Wirt des kleinen Cafés mit verlockendem Garten ist ein Araber und ruft nach unseren Fragen laut etwas in arabischer Sprache über den ganzen Platz, wo auf der gegenüberliegenden Seite ein Mann aus einem Gebäude tritt, das wohl das Gemeindehaus ist. Wir begrüssen uns und nachdem die israelische Standard-Gesprächseröffnung „Woher kommst du ?“ die wichtigste Information geliefert hat, stellt sich heraus, dass seine Frau auch Schweizerin ist. Ein Anruf mit dem Mobiletelefon: Ja, sie hat etwas Zeit, nur eine halbe Stunde, weil sie dann eine andere Verpflichtung hat. Wir sind Eyas Shbeta in die Arme gelaufen, arabischer Israeli und seit kurzer Zeit Bürgermeister von NSWAS. Und seine Frau ist Evi Guggenheim aus der Initianten- und Gründergeneration von NSWAS. Und die zwei haben das Buch „Oase des Friedens“ geschrieben (siehe oben).
So kommen wir auf der Terrasse von Evis und Eyas’ Haus zu Informationen aus allererster Hand und zu einer auch menschlich feinen und bereichernden Begegnung, lernen ihre Töchter (im Schulalter) im kennen. Ausserdem stellt sich heraus, dass ich neben Evis Bruder einige Jahre in Zürich die Schulbank gedrückt habe …
Nachdem aus der geplanten halben Stunde fast zwei intensiven Gesprächs geworden sind, beschliessen wir den Besuch mit einem Rundgang und nehmen die Vision und die Manifestation von Neve Shalom – Wahat al-Salam nach Hause mit. Nicht ahnend, dass ihre nächste Bewährungsprobe mit dem Gazakrieg schon bald folgen wird.