Frauennetz Basel (10.12.08)

 Basel, Mittlere Brücke über den Rhein, auf der rechten Seite Hotel Merian

Im gediegenen Merian-Saal des Hotels Merian Basel an der mittleren Brücke über den Rhein Märchen erzählen, eine märchenhafte Vorstellung!

Märchen-Lunch am women’s luncheon des Frauennetzes Basel, einer lockeren Vereinigung aktiver, vor allem in der und um die Basler Chemie (Novartis, Syngenta, aprentas usw.) berufstätiger Frauen jeglichen Alters. Das Frauennetz war in den 90er-Jahren entstanden, wohl als Gegengewicht zu den traditionellen Männerseilschaften aus Militär, Studentenvereinigungen, Fasnachtscliquen u. dgl. Die Basler Chemie hatte erkannt, dass diese Männerseilschaften nicht immer fähige Männer nachzogen, sondern gleichzeitig die Frauen in den Firmen ausgrenzten. Das Frauennetz ist in diesem Umfeld gegründet worden.

Und weil eine Kollegin von mir dort aktiv ist, kam der Märchenerzähler Urs zu einem einstündigen Soloauftritt im gediegenen und stimmungsvollen Merian-Saal des Hotels Merian an der mittleren Rheinbrücke in Basel. Ich spürte rasch eine gute Resonanz mit vielen begeisterten Gesichtern, bald mit geschlossenen Augen, bald mit lachenden Mündern. Bei der Vorbereitung hatte ich zwar noch zwischen einem Weihnachtsprogramm und einem Frauenprogramm geschwankt, mich aber dann für letzteres entschieden.  Es war naheliegend, dass ich nach dem klassischen Opener „Die Wahrheit und das Märchen“ aus der chassidischen Märchentradition – ich wollte auch märchenungewohnte Zuhörende gleich am Anfang ins Boot einladen – eine Reihe von Märchen von Frauen erzählte, die sich erfolgreich durch’s Leben schlagen:

  • Die Frau, die auszog ihren Mann zu erlösen (iberische Halbinsel, im Januar 08 an einem Seminar erzählt von einer meiner liebsten Märchenfrauen Sigrid Früh.
  • Das Töpfchen (aus der Türkei oder von weiter im Orient, meisterhaft erzählt von Rudolf Geiger)
  • Eine Hornochsengeschichte (aus der Toscana, Parallelmärchen zu Brüder Grimm KHM 94)
  • Bewahre deine Geheimnisse (Westafrika, nach einer amerikanischen Vorlage von Angela Carter)

Das Töpfchen zeigt , dass frau auch nicht alles erzwingen muss, sofern sie aufmerksam und kompromisslos die richtigen Gelegenheiten packt und das Alte in der Erwartung von Neuem loslässt.

 

Auf das naheliegende „Aschenputtel“ habe ich an diesem Mittag verzichtet, aber dieses Märchen zum selber lesen warm empfohlen. Repräsentatiert doch gerade Aschenputtel den Prototyp der unternehmerisch denkenden und handelnden Frau, welche im Vertrauen auf ihre Stärke und Qualitäten durch alle Diskriminierungen durchgeht, um zielbewusst am Ende zu gewinnen. 

Pffh ! 60’ erzählen am Stück ist ganz schön anstrengend — aber kaum sprürbar, wenn das Publikum so gut in Resonanz geht. Herzlichen Dank.


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