Artikel über den Arbeitskreis Management und Märchen

aus Parabla 2011 / Heft 3 (Zeitschrift der Schweizerischen Märchengesellschaft SMG)
Artikel von Irene Briner (ich-Person des Artikels), Gründungsmitglied des Arbeitskreises
(Artikel leicht gekürzt von Urs)

Arbeitskreis Management und Märchen

Es war Anfang Mai 2008.  Prof. em. Dr. Rolf Wunderer leitete das erste SMG-Seminar zu Management und Märchen. Damals war sein Buch „Der gestiefelte Kater als Unternehmer“ seit kurzer Zeit auf dem Markt.  … Am Seminar haben ausschliesslich sehr initiative und engagierte Märchenerzählerinnen und -erzähler und Managerinnen und Manager teilgenommen. Es brauchte gar nicht viel, Rolf Wunderer und die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer zu überzeugen, dass wir an diesem Thema bleiben sollten. Die Initiative zur Gründung einer Arbeitsgruppe konnten Rolf Wunderer und ich darum bereits kurze Zeit nach dem Seminar in die Tat umsetzen.

Die Gründungsveranstaltung fand mit 10 Mitgliedern am 6. Oktober 2008 im „Zentrum Karl der Grosse“ in Zürich statt. Bereits nach dem zweiten SMG-Seminar von Anfang Mai 2009 erweiterte sich der Arbeitskreis auf 17 Interessentinnen und Interessenten. Seit der Gründung haben wir uns siebenmal zu intensiven Arbeitsmeetings von jeweils gut und gerne 5 Stunden getroffen. Verdankenswerter Weise durften wir jeweils Gast sein entweder im Zürcher Lehrhaus bei unserem Arbeitskreis-Mitglied Dr. Hanspeter Ernst oder in den Räumlichkeiten der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management SGO bei unserem Mitglied Dr. Markus Sulzberger.

Wir sind bei unserer Suche nach Gemeinsamkeiten und Übertragungsmöglichkeiten zum Beispiel dem „gestiefelten Kater“ und seinem hohen Umsetzungswillen auf die Schliche gekommen. Genau so wie er managen gute Mitarbeiter ihre Chefs. Oder wir haben über die verschiedenen Arten von Zusammenarbeit und Teambildung in Management und Märchen diskutiert. Und ja, Teams sind dort effektiv wo sie sich so organisieren wie der Soldat in „Sechse kommen durch die ganze Welt“. Ganz schnell kamen wir zu Fragen der Sozial- und Selbstkompetenzen. Haben Sie gedacht, dass Aschenputtel eine der bestqualifizierten Märchenheldinnen ist?

Es ist extrem spannend dabei zu sein, wenn zwei so gegensätzliche Welten wie Management und Märchen zusammenkommen wollen. Die Diskussionen sind entsprechend lebhaft und kontrovers. Dabei zeigt sich immer wieder, dass der Hase im Sprachdetail begraben liegt. Darum haben wir uns angewöhnt, jeweils genau nachzufragen. Dies führt immer wieder zu sehr interessanten Erkenntnissen. Da haben wir zum Beispiel im Treffen vom 14. April 2010 über „Vertragstreue“ anhand des Froschkönigs diskutiert. Die Auseinandersetzung mit der Frage „Gibt es Verträge, die man aus ethischen Überlegungen gar nicht einhalten darf?“ hat uns sehr beschäftigt. (Im Kapitel „Ethische Kompetenzen“ behandelt Rolf Wunderer diese Thematik in seinem neuen Buch „Führung in Management und Märchen“. Erschienen bei Luchterhand im Juli 2010.)

So überschreiten wir zusammen immer wieder Grenzen, die wir vorher gar nicht wahrgenommen haben.

Wo liegen die Möglichkeiten zum Transfer von Management zu Märchen und umgekehrt? Damit beschäftigten wir uns in unserem letzten Meeting vom 31. August 2010. Ein Manager aus einer internationalen Grossbank gab uns dazu ein kurzes Inputreferat. Wir diskutierten daraufhin am Beispiel des „Borstenkindes“ die Transfermöglichkeiten für ein effektives Changemanagement; anhand der „Weissen Schlange“ darüber, wann man was zur Sprache bringen kann und darf; die „Stadtmusikanten“ brachten uns darauf, in Teams wohl eher Schätze zu suchen statt nach Fehlern zu fahnden und damit einen Wandel in der Fehler- und Dialogkultur herbeizuführen; mit dem „gestiefelten Kater“ diskutierten wir das Paradoxon gleichzeitig Angestellter und Mitunternehmer zu sein und nicht zuletzt widmeten wir uns nochmals der Vertragstreue in Episoden des „Froschkönigs“.

Für mich gab es kein Meeting des Arbeitskreises „Management und Märchen“ ohne mindestens eine neue Erkenntnis. Darum, und weil ich die Diskussionen mit den hochkarätigen Gruppenmitgliedern sehr schätze, freue ich mich schon heute auf unsere nächsten Treffen. …

Irene Briner, www.maerchenkultur.ch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert