Zweitageswanderung am Fusse des Wildstrubel mit den verschiedensten Formen von Wasser durch relativ intakte Landschaften.
Die Wanderung beginnt in Lenk bei der Bus-Endstation “Simmenfälle” Pt. 1105 und führt zuerst steil bergan entlang ebendieser Simmenfälle, einer langen Kaskade von kleinen Stromschnellen und imposanten Wasserfällen. Natürlich gehört ein Halt auf der “Barbarabrügg” in der Gischt eines Wasserfalls dazu. Für eine erste Rast würde sich der Berggasthof auf der Rezlibergweid anbieten, bekannt für seinen guten Alpkäse. Uns zieht es weiter zu den “Sibe Brünne” (siehe Titelbild meiner Homepage), der Felsenschichtquelle (Karstquelle) der Simme, gespiesen aus dem Rezliberggletscher und Glacier de la Plaine Morte, dessen Wasser hier voller Leben aus der Felswand sprudelt.
Da der Bergweg auf den Langer gesperrt ist, nehmen wir das Fahrsträsschen über’s “Chäli”, an dessen Nordwestecke eine Weide mit Felsen und Bäumen zur Mittagsrast und einem Nickerchen einlädt. Aus den höhergelegenen Alpen wurde das Vieh bereits abgezogen, aber die Bewirtschafter der Langermatte stellen immer noch ein paar Flaschen mit Getränken und einen Thermoskrug mit heissem Wasser für durstige Wanderer hin. So gestärkt besteigen wir noch das “Oberlaubhore”, den mit 1999.2 m.ü.M. höchsten Punkt der heutigen Etappe. Eine schöne Aussicht Richtung Lenk zeigt von dort gnadenlos die unschöne Zersiedelung des obersten Abschnitt des Simmentals.
Anschliessend kommt der Abstieg über die Alp Ritz hinunter auf die Iffigenalp. Gutes Nachtessen mit einem richtigen Hirschpfeffer aus lokaler Jagd, würzig gebeizt und ohne die grässliche dickbraunschwarze Sosse, in welche in den meisten Restaurants, auch in den sogenannten guten, das Fleisch versenkt wird.
Nach der Übernachtung in der romantischen Dépendence des Berghotels Iffigenalp starten wir in der Morgenkühle. Der Weg folgt zuerst der Talsohle bis zur Alp Groppi und steigt dann hinauf zum Iffigsee, der wie eine Kleinausgabe des Öschinensees zwischen Felswänden und Alpweiden ruht. Auch die Sonne hat sich unterdessen über den Rawilpass gekämpft und bringt Wärme und Licht. Aus der Felswand des Mittagshorns sprudelt eine Schichtquelle. Gegen Mittag erreichen wir die Wildhornhütte, die noch im Schatten des Schnidehorn liegt. Die warme Suppe in der Hüttenstube kommt da gerade recht.
Ein etwas unwegsamer Höhenweg, dafür mit herrlicher Aussicht, führt hinüber zum Übergang Stigele und dann steil hinunter auf den Tungelpass, einer direkten Verbindung zwischen Lenk und Lauenen. Der weite Talboden der Tungelalpen leuchtet in allen Farben. Die zahlreichen Moore zeigen die Farben des Herbstes. Und die Landschaft hat etwas liebliches, trotz der steilen Felswände, welche den Tungel von zwei Seiten umschliessen. Steil sind auch die letzten 400 Höhenmeter hinunter zum Lauenensee. Unterdessen hat uns die Wärme des Altweibersommers erfasst. Das kalte Wasser des Tungelbachs bietet eine willkommende Gelegenheit, sich zu waschen und zu erfrischen, bevor wir ins Gasthaus am Seebüel gehen, um uns für den langen Heimweg mit Postauto und Bahn zu stärken.
Wir können die schönen, wenig verunstalteten Landschaften dieser Wanderung noch einmal innerlich wirken lassen und verabschieden uns von diesem Teil der Berner Alpen.
Als Erinnerung bleibt die Kraft und Vielgestalt des Wassers in dieser Landschaft mit Gletschern, Seen, Bächen, Wasserfällen, Felsenschichtquellen und Moorgebieten.
Datum der Wanderung: 21./22. September 2010.
Wanderzeiten:
Simmenfälle-Sibe Brünne 1¼ Std.; Sibe Brünne-Oberlaubhorn 1½ Std.; Oberlaubhorn-Iffigenalp 1¼ Std.
Iffigenalp-Iffigsee 1½ Std.; Iffigsee-Wildhornhütte 1 Std.; Wildhornhütte-Stigele 1 Std.: Stigele-Tungel-Lauenensee 1½ Std.