Voices for Peace (Konzert): Timna Brauer und Elias Meiri mit 2 Perkussionisten und 2 kleinen Begleitchören füllten fast anderthalb Stunden die Bruder Klaus-Kirche in Liestal mit intensiven Klängen. Religiöse Lieder aus dem nahen Osten, aus den vielfältigen jüdischen, muslimischen und christlich-arabischen Traditionen waren die Grundlage für mächtige Arrangements.
Im Vordergrund die wunderbare, ausdrucksvolle Stimme von Timna Brauer, die nicht nur einen grossen Tonumfang hat sondern vor allem durch einen faszinierenden Ausdruck verfügt, bald inbrünstig betend, bald verführerisch betörend. Auch Improvisationen gehörten (zu meiner Freude) immer wieder zu den Liederarrangements.
Obwohl Timna Brauer klar die Leaderin des Auftritts war, brauchten sich ihre Instrumentalmusiker keineswegs zu verstecken. Der Pianist (und Ehegatte von Timan Brauer) Elias Meiri, ein preisgekrönter Pianist in der israelischen und internationalen Jazzszene, zauberte aus dem bei uns fast als Gassenhauer bekannten „Hava nagila“ ein phantasie- und ausdruckreiches pianistisches Kunstwerk. Der Klang der Melodica, die er immer wieder als Begleit- und Zwischenspiel-Instrument einsetzte, erinnerte an die nasalen Klänge östlicher Blasinstrumente. Die beiden Perkussionisten begleiteten im ersten Teil mit feinen und einfühlsamen Tönen die Gesänge Timna Brauers. Gegen Ende des Konzerts „drehten“ sie dann mächtig auf.
Die Begleit-Sängerinnen und Sänger stammen aus zwei Chören, die schon länger mit „Voices for Peace“ zusammenarbeiten: einem jüdischen Chor aus Tel-Aviv und einem arabischen aus Galiläa. Die Vorstellung, dass hier Sängerinnen und Sänger mit jüdischem, muslimischem und christlichem Hintergrund (teils traditionell, teils weniger praktizierend) gemeinsam religiöse Lieder singen, hat etwas ausserordentlich Berührendes. Der Bogen spannte sich vom chassidischen Gebetslied über einen Allah verehrenden Sufigesang und ein christliches Weihnachtslied bis zum jemenitischen Hochzeitsfest.
Der einzige Wermutstropfen im Konzert war die Abmischung und Lautstärkeregulation der P.A.-Anlage, welche die wunderbare Musik während längeren Abschnitten zum undifferenzierten Tonbrei verkommen liess.
In diesem Konzert lebt der Geist des friedlichen Zusammenlebens von Religionen in der Musik, der universellsten aller Sprachen. „Neve Shalom – Wahat al-Salam“ lässt grüssen und Erinnerungen wach werden.