Schlagwort-Archiv: Griechische Sagen

Betrachtungen zum Märchen vom Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein, KHM 130

Die Herkunft des Märchens und dessen HauptmotivenBuch-Cover

Die Brüder Grimm haben das Märchen aus einem Text von Th. Pescheck in Büschings Wöchentlichen Nachrichten 2, 17–26 (1816) übernommen. Geografische Herkunft: Oberlausitz. Vergleicht man die KHM-Ausgaben von 1819 und 1857 stellt man fest, dass Wilhelm Grimm an diesem Text praktisch keine weiteren Veränderungen vorgenommen hat. Aufgefallen ist mir nur, dass die Mutter in der Erstausgabe „zornig“ und in der Ausgabe letzter Hand „neidisch“ war, als sie die Ziege schlachtete.

Eine ausführliche Abhandlung über diesen Märchentyp AT 511 findet sich in Derungs‘ Märchenlexikon.

Die folgende Betrachtung entstand in einem Märchenkreis gemeinsam mit acht Erzählkolleginnen. Ich nenne es bewusst „Betrachtung“: Das Märchen wurde zuerst erzählt und darauf entspann sich ein lebhafter Gedankenaustausch über die Assoziationen und Fragen, die dieses zu Unrecht eher verkannte Märchen auslöst. Eine systematische Interpretation strebten wir nicht an. Hinweis: Meine Rezeption der anthroposophischen Sichtweise dieses Märchens ist in einem separaten Artikel veröffentlicht. Weiterlesen

Danaë und Perseus

Anlässlich einer eingehenden Beschäftigung mit „Rapunzel” bin ich wieder einmal auf die altgriechische Sage von Danaë gestossen. Die Sage von Danaë und ihrem Sohn Perseus schöpft aus noch älteren Mythen, deren Motive in vielen Märchen und Sagen des indogermanischen Kulturraums vorkommen. Sie beginnt mit einem typischen Motiv der Zeit der Ablösung der matrifokalen Kulturen durch die patriarchalischen Herrschaftsstrukturen:   Weiterlesen

Danaë – etymologisches und etwas mythologisches

Die Geschichte von Danaë und Perseus >>

Betrachtung zur Geschichte von Danaë >>

Danae auf einer böotischen Gefäss des 5. Jhdts. aCnDanaë soll etymologisch „ausgedörrt”, „am Verdursten” bedeuten, also vom griechischen Adjektiv δανóς  her kommen, so hergeleitet z.B. in Wikipedia .

Obwohl das angesichts der möglicherweise nach Liebe dürstenden Danaë, welche ja auch mit einem goldenen Regen beglückt wird, inhaltlich plausibel erscheint, sprechen m.E. sprachliche Gründe dagegen:

  1. Das erste „a” in δανάη ist kurz, während dasjenige in δανóς =„trocken, dürr” lang ist. Vokallängen in Wortstämmen sind sprachgeschichtlich aber eher konservative Elemente.
  2. Das Adjektiv δανóς ist endbetont, während δανάη auf der zweitletzten Silbe betont wird.
  3. Der Wortstamm „dăn” mit kurzem „a” bedeutet im indoeuropäischen „Wasser”.
  4. Der Wortstamm „dān” mit langem „a” bedeutet im semitischen „Richter” und findet sich auch in der Bibel. Eine Verbindung zur Danaë und dem Stamm der Danaër in der antiken Argolis ist nicht ersichtlich.
  5. Ein „αν” oder „α” als Präfix könnte im griechischen durchaus eine Negation („wasserlos”) sein.
    Dass dies auch für ein nachgestelltes „-α(ν)” gälte, ist mir als Laien noch nie begegnet.

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Herakles und die Hydra

Pollaiuolo: Herkules und HydraEine Nacherzählung der mythischen Sage und ein paar Bemerkungen dazu am Ende.

Gemälde von Antonio Pollaiuolo, Ende 15. Jhdt.

Die Hydra war eine riesenhafte Wasserschlange mit neun Köpfen, die in den Sümpfen von Lerna in der Argolis lebte und den Bauern der umliegenden Dörfer Schaden zufügte. Sie kam nämlich von Zeit zu Zeit an Land, frass das Vieh oder verwüstete die Felder. Acht der neun Köpfe der Hydra waren sterblich, der neunte aber unsterblich.

Herakles erhielt von seinem Dienstherrn Eurystheus die Aufgabe, dem Treiben der Hydra ein Ende zu bereiten.

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