Kategorie-Archiv: Märchen erzählen

Prinz Schwan

2012 jährt sich die Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm zum zweihundertsten Male. Ein Grund mehr, um sich die Märchen der Erstausgabe genauer anzusehen.

Ein Märchen, das ich in den folgenden Ausgaben echt vermisse, ist „Die weisse Taube“.

Zum Glück stehen uns heute als Quellen alle Ausgaben der KHM zur Verfügung, z.B. bei ZENO. Auch die vorangegangenen handschriftlichen Aufzeichnungen liegen gedruckt vor, z.B. bei Derungs (2010) 1).

SchwanIch habe mich seit einiger Zeit mit der erzählreifen Erarbeitung des „Prinz Schwan“ befasst, bis ich zum Schluss kam, dass ich den Prinzen halt Schwan sein lasse. Ich verstehe jetzt auch etwas, weshalb die Brüder Grimm das Märchen aus der Sammlung gekippt haben. Zum Märchentyp ATU 425 („Die Schöne und das Tier“) gibt es ja genügend andere, mehr begeisternde Märchen.

Das Märchen scheint eine krude Mischung zahlreicher Motive aus anderen Märchen zu sein, ohne dass diese zu einer geschlossenen Geschichte zusammengewachsen wären. Schon der Beginn ist etwas unvermittelt:

Es war ein Mädchen mitten in einem großen Wald, da kam ein Schwan auf es zugegangen, der hatte einen Knauel Garn, und sprach zu ihm: „ich bin kein Schwan, sondern ein verzauberter Prinz, …..“

Offensichtlich hatten die Brüder Grimm wenig Lust, das Märchen derart tiefgehend zu überarbeiten. Auch sprachlich entspricht es noch nicht dem KHM-Niveau.

Es gibt natürlich noch andere Patchwork-Märchen in den KHM. Aber dort haben die Brüder Grimm jeweils ein geschlossenes Ganzes geschaffen (Bsp. Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein).

1) Derungs, Kurt (Hrsg.), Die ursprünglichen Märchen der Brüder Grimm,
    Verlag edition amalia, 2., erweiterte Auflage 2010

Die Wünsche des Märchenerzählers und seiner Zuhörer

Die Märchenerzählerin und der Märchenerzähler haben auch Wünsche. Und ich bin überzeugt, dass diese mit in die Erzählung einfliessen und irgendwann Bestandteil des Märchens werden.

Auch die Wünsche der Zuhörerinnen und Zuhörer werden im Märchen abgeholt. Armut, Kinderlosigkeit, ungerechte Behandlung durch Obrigkeiten sind Themen, die den Zuhörenden auch bekannt sind. Natürlich interpretieren wir sie auf der geistigen Ebene (oder auch nur auf der psychologischen), aber emotional gehen wir alle mit solchen Minderwertigkeitsgefühlen und Mangelerfahrungen in Resonanz!

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Wortgetreu oder nicht?

Soll man Märchen wörtlich rezitieren beim Erzählen, wenn eine schriftliche Fassung vorliegt ?

An dieser Frage scheiden sich die Geister im deutschen Sprachraum. Es geht natürlich in erster Linie um die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.

Abgesehen von der Tatsache, dass es mehrere Fassungen der KHM gibt, welche Wilhelm Grimm immer wieder überarbeitete, und es ohne Zweifel auch nach 1856 noch einige weitere Male getan hätte…    Weiterlesen

Der Märchenkreis ohne Namen

Es ist einmal …

Seit vielen Jahren treffen sich Märchenerzählerinnen und Märchenerzähler aus der ganzen Nordwestschweiz 3 bis 4 mal jährlich um auszutauschen.

Sie erzählen sich ihre neusten Entdeckungen im Märchenschatz der Menschheit. Sie erzählen von ihren Erfahrungen an eigenen Veranstaltungen und tauschen Tipps aus. Sie phantasieren oder planen konkret neue Märchenveranstaltungen in der Region. Weiterlesen

Ein Märchenabend in der Sternwarte Schafmatt

Märchen und Sagen von Mond und Sonne, Planeten und Sternen, erzählt in einer Sternwarte. Ein grosses Spiegelteleskop dominiert den Zuschauerraum. Draussen pfeift der Wind und prasselt der Regen. Keine Chance, dass Dach der Sternwarte zu öffnen, um den Mond , den Planten Jupiter und die Sternbilder „live“ zu sehen.

Urs erzählt in der Sternwarte

Urs erzählt in der Sternwarte. Das tolle Spegelteleskop steht halbverhüllt im Zentrum.
Das Dach bleibt geschlossen. Draussen “chuttet’s”.

Was eher nach einer na ja-Veranstaltung tönt, war in Wirklichkeit ein stimmungsvoller Abend in der Sternwarte Schafmatt, auf dem Jura-Passübergang zwischen Oltingen und Rohr. Ich erzählte eine bunte Folge von Märchen von Mond, Sonne und Sternen im ersten Teil. Im zweiten Teil gab es Geschichten zu einigen Sternbildern und dazu die antike Sage von Jupiter und Kallisto.

Heiner Sidler AVA

Heiner Sidler von der AVA erzählt, was die Astronomen über den Mond wissen.

Heiner Sidler von der astronomischen Vereinigung Aarau (AVA), der die Sternwarte gehört, berichtete aus der Sicht der Astronomen und erläuterte dem interessierten Publikum aktuelle Hypothesen und Theorien zum Mond, zu Meteoriten und zum Planetensystem. Obwohl das Publikum eher von der „Märchenseite“ her gekommen war, folgte es fasziniert seinen Ausführungen.

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Jüdische Märchen und Musik

Synagoge Basel

Synagoge Basel

Basel, 8.März 2009

Aus Anlass des Todestages der Märchenerzählerin Ruth Nordmann organisierte die Schweizerische Märchengesellschaft im Saal der Israelitischen Gemeinde Basel einen wahrhaft märchenhaften Anlass.

Gidon Horowitz und Mitglieder des Basler Märchenkreis’ erzählten jüdische Märchen und Legenden, vornehmlich aus der reichen chassidischen Tradition. Die oft wenig komfortable Lebenssituation der Ostjuden war wohl ein guter Nährboden für Geschichten, die Mut und Hoffnung geben, eine wichtige Funktion, die Märchen ja immer noch haben. Weiterlesen

Märchenzeit 2009

Vollmond

Vollmond

zitiert von der Website der Mutabor Märchenstiftung:

Die Mutabor Märchenstiftung lädt ein zur Märchenzeit. Zwischen Vollmond, Freitag, 4. September 2009 und Vollmond, Sonntag, 4. Oktober 2009 finden in der ganzen Schweiz und im angrenzenden Ausland Veranstaltungen statt zum Thema „Vom Mond und anderen Himmelsgestirnen”. Tauchen Sie ein in die Welt der Märchen und lauschen Sie den Geschichten von Sonne, Mond und Sternen und was sie zu erzählen haben. Das Programm mit den Märchen-Veranstaltungen wird im Frühling 2009 veröffentlicht.

Ein Projekt der Mutabor Märchenstiftung unter dem Patronat der Schweizerischen UNESCO-Kommission.

Unterschiedliche Erzählsituationen

In den letzten Tagen kam ich in den Genuss von zwei sehr unterschiedlichen Erzählsituationen. Zuerst aber die Gemeinsamkeit: Beide Male war es ein Frauen-Publikum. Nicht weil in Märchenkreisen die Frauen stärker vertreten sind, sondern diese Frauen waren durch ihre berufliche Position zusammengekommen.

Die eine Erzählsituation: im Freien, in Regen, Kälte und Wind, die Zuhörenden stehend, notdürftig geschützt durch Sonnenschirm oder Hausvordach, im kleinen Dorf Nuglar (ein solothurnischer Vorposten direkt über der basellandschaftlichen Kantonshauptstadt Liestal).

Die andere Erzählsituation: im gediegenen Merian-Saal des Hotels Merian Basel, in der Wärme, schön gepolsterte Lehnstühle, ein funkelnder Christbaum im Rücken des Märchenerzählers.

Und beide Male: beglückte und fröhliche Gesichter.

Es gibt also nicht grundsätzlich ungeeignete Umstände für’s Märchenerzählen…..

Mir gefällt auf jeden Fall beides!

Kurzberichte zu diesen zwei Veranstaltungen: hier und hier.